Für einen Stutz vom Bahnhof ins Büro oder von zu Hause ins Einkaufszentrum: Ab dem Fahrplanwechsel vom 10. Dezember kostet eine Einzelfahrt in und um die Stadt Kreuzlingen 1 Franken statt 3.30 Franken.
Auch andere Tickets werden deutlich günstiger: Die Tageskarte kostet 2 anstatt 6.60 Franken, das Monatsabonnemment 35 statt 72 Franken.
Dieses Angebot gibt es laut dem zuständigen Stadtrat von Kreuzlingen, Ernst Zülle, so noch nirgends in der Schweiz. «Diverse Städte kennen Vergünstigungen im öffentlichen Verkehr. Wir sind jetzt aber einen grossen Schritt gegangen.»
Günstigere Tickets gibt's vorerst für drei Jahre
Bei den vergünstigten Tickets handelt es sich um ein Pilotprojekt, das auf drei Jahre ausgelegt ist. Die Stadt Kreuzlingen möchte auf diese Weise mehr Personen dazu bringen, vermehrt das Auto stehenzulassen und den Bus zu nutzen.
Das solle den Verkehr entlasten und Staus reduzieren, sagt Stadtrat Zülle. «Jeder Autofahrer, der auf den ÖV wechselt, ist ein Auto weniger auf den Strassen.»
Die Idee geht auf einen Vorstoss aus dem Stadtparlament zurück. Gefordert wurde ursprünglich ein Gratis-Stadtbus. Dieser Vorschlag ging einer Mehrheit im Stadtparlament aber zu weit. Das 1-Franken-Billett ist also ein Kompromiss.
Autofahrende finanzieren das Pilotprojekt
Die vergünstigten Tickets für den öffentlichen Verkehr kosten die Stadt Kreuzlingen jährlich fast 400'000 Franken. Über die gesamte Projektdauer liegen die Kosten bei 1.2 Millionen Franken.
Dafür zapft die Stadt keine Steuergelder an, sondern den Topf mit Parkgebühren und Parkbussen. Dieser ist gut gefüllt: 1.5 Millionen Franken nimmt Kreuzlingen jährlich durch Parkgebühren und Parkbussen ein.
Der zuständige Stadtrat Zülle sagt: «Der Einkaufstourismus im grenznahen Konstanz bringt uns hohe Parkgebühren. Und natürlich auch Bussgelder, wenn die Leute zu spät zu ihrem Auto zurückkommen.»
Erste Bilanz soll im Frühling folgen
Ob durch das neue Angebot tatsächlich mehr Personen den öffentlichen Verkehr anstatt das eigene Auto nutzen, soll genau analysiert werden. Eine erste Zwischenbilanz will die Stadt Kreuzlingen bereits im Frühling ziehen.
«Wenn sich am Fahrverhalten der Leute nichts ändert, dann werden die Vergünstigungen vermutlich nicht weitergeführt», stellt Stadtrat Ernst Zülle klar.
Er hofft, dass das Beispiel aus Kreuzlingen Nachahmer findet. Er sei sich aber bewusst, dass das eine Frage der Finanzierung sei. «Ein solches Angebot ist nur möglich, wenn die Gemeinden die Kosten tragen. Nicht jede Gemeinde ist dazu in der Lage.»