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Angespannte Finanzlage ETH Zürich kann doch nicht mehr Medizin-Studienplätze anbieten

Das Medizinstudium an der ETH Zürich ist ein Erfolg. Ein Ausbau scheitert nun aber vorerst an den Finanzen.

Eine Erfolgsgeschichte an der ETH Zürich erhält einen Dämpfer. Das Medizinstudium an der Hochschule wird vorläufig nicht ausgebaut. Die Finanzierung ist aktuell noch nicht geregelt, bestätigt die ETH Zürich gegenüber SRF.

Seit mittlerweile sieben Jahren bietet auch die ETH Zürich ein Studium in Humanmedizin an. Dieses unterscheidet sich von demjenigen an der Universität Zürich. So etwa fördert die ETH spezifisch digitale Fähigkeiten. Und das Medizinstudium dauert drei Jahre, die praktische Ausbildung in der Folge muss an einer Partnerschule absolviert werden.

Die 100 Plätze für diesen Medizin-Bachelor an der ETH Zürich sind begehrt. «Wir haben ungefähr dreimal mehr Bewerbungen für diese Plätze», sagte Studiendirektor Jörg Goldhahn vor einem Jahr. Die ETH plante darum, mehr Studienplätze anzubieten.

Kein Geld, kein Ausbau

Umgesetzt werden können diese Pläne nun aber noch nicht. «Es müsste zuerst geklärt werden, wie diese Erhöhung finanziert wird», sagt Christian Wolfrum, Vizepräsident Forschung an der ETH Zürich und mitverantwortlich für die Entwicklung des Medizin-Bachelors.

Ansicht eines historischen Gebäudes mit Kuppel und Kolonnaden.
Legende: Es bleibt aktuell bei 100 Plätzen: Die ETH baut den Medizin-Studiengang noch nicht aus. Keystone/Gaetan Bally

Der Bund verlangt von der ETH Zürich, dass sie im nächsten Jahr 50 Millionen Franken einspart. Damit soll sie ihren Anteil leisten, um den Bundeshaushalt zu entlasten. Gerade mit Blick auf diese Kürzungen, sagt Wolfrum, müsste zuerst ein Modell gefunden werden, wie ein solcher Ausbau getragen werden könnte.

Enttäuscht zeigt sich die ETH deswegen nicht. «Es passiert aktuell ziemlich viel», sagt Christian Wolfrum. «Und ich denke, der Wunsch, dass wir die Studierendenzahlen in der Schweiz erhöhen, ist da.»

Dieser Wunsch zeigt sich etwa in der Abschaffung des Numerus clausus. Das nationale Parlament hat diesen Herbst entschieden, die Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium abzuschaffen. Jährlich scheitern an dieser Hürde zwei von drei Personen, die Medizin studieren möchten. Nun sollen mehr Ärztinnen und Ärzte ausgebildet werden.

Geschichte des Numerus clausus in der Schweiz

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  • Einführung 1998 : Der Numerus clausus (NC) wurde eingeführt, um die Zahl der Medizinstudierenden zu begrenzen und den Zugang zum Studium in der Schweiz zu regulieren. Es handelte sich um einen kognitiven Test, der Fähigkeiten wie logisches Denken und naturwissenschaftliches Verständnis abprüft.
  • Anhaltende Kritik : Der NC stand immer wieder in der Kritik, da er nur kognitive Fähigkeiten prüft und wichtige soziale Kompetenzen vernachlässigt. Kritiker argumentierten zudem, dass viele Studienanwärter ins Ausland ausweichen​.
  • Auslandsabhängigkeit : Aufgrund der strengen Selektion durch den NC absolvieren rund 40 Prozent der in der Schweiz praktizierenden Ärzte und Ärztinnen ihr Studium im Ausland, was zu einer starken Abhängigkeit von ausländischen Fachkräften führt.
  • Reformbeschluss 2024 : Das Parlament hat nun die Abschaffung des Numerus clausus beschlossen. Ziel ist es, den Zugang zum Medizinstudium zu erleichtern, aber gleichzeitig bleibt die Schwierigkeit bestehen, ausreichend Masterstudienplätze und Weiterbildungsangebote zu schaffen.

Diese Ausbildung müsse nicht zwingend an der ETH geschehen, sagt Wolfrum. Es gebe dafür viele Möglichkeiten – etwa an anderen Hochschulen wie der Universität Zürich.

Wir werden einen Ausbau weiter verfolgen. Aktuell ist es noch zu früh, weitere Schritte zu planen.
Autor: Christian Wolfrum Vizepräsident Forschung, ETH Zürich

Die ETH will den Ausbau des Medizin-Bachelors weiter verfolgen, sagt Wolfrum. «Aktuell ist es aber noch zu früh, weitere Schritte zu planen und darüber zu diskutieren.» Zuerst müsse die ETH die anstehenden Entscheidungen abwarten.

Mit diesen Entscheidungen meint Wolfrum eine allfällige Umverteilung von Geldern, mit denen der Bund Schweizer Universitäten unterstützt. Dort gibt es einen Antrag, mehr finanzielle Mittel in die Erhöhung der Medizinstudienzahlen fliessen zu lassen.

Von einer solchen Umverteilung könnte auch die ETH Zürich profitieren. Entscheiden dürfte der Bund darüber noch in diesem Jahr. Ob dies allerdings dann den Ausbau des Medizin-Bachelors garantieren würde, kann die ETH Stand heute nicht beantworten.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 13.11.2024, 12:03 Uhr ; 

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