Soldaten in Uniformen der US-Luftwaffe, Militärhelikopter mit amerikanischen Hoheitszeichen: Neun Tage lang trainierten US-Helikopterpiloten zusammen mit der Schweizer Luftwaffe in Payerne. Die Übung ging heute erfolgreich zu Ende.
Für den Kommandanten des beteiligten Schweizer Lufttransportgeschwaders handelte es sich um einen wertvollen Erfahrungsaustausch mit Militärangehörigen eines Nato-Staates. «Wir wollen uns in der Schweiz wieder mehr Richtung Verteidigung orientieren», erklärt Matthieu Ghiringhelli von der Schweizer Luftwaffe, «die US-Helikopterpiloten haben Fähigkeiten, Einsätze in schwierigem Gelände durchzuführen.»
Amherd will mehr Nato-Übungen
Die Übung war ganz im Sinne von Bundespräsidentin und Verteidigungsministerin Viola Amherd. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sucht sie die Nähe zur Nato. Viola Amherd will in Zukunft auch an Übungen nicht nur mit einem Land, sondern mit der gesamten Nato teilnehmen. Sogar gemeinsame Übungen mit Bodentruppen sollen durchgeführt werden. Das passt der SVP überhaupt nicht.
SVP sieht Neutralitätsproblem
Für SVP-Sicherheitspolitiker Thomas Hurter (SH) gibt es ein Problem mit der Neutralität. «Für die anderen Länder ist die Position der Schweiz nicht klar, wenn wir an solchen Übungen teilnehmen», warnt Hurter, «die anderen Nato-Staaten werden sich fragen, ob die Schweiz noch neutral ist.» Gegen Übungen mit einzelnen Nato-Staaten hat Nationalrat Hurter nichts einzuwenden. Aber Trainings mit der Nato als Ganzes seien nicht zu vereinbaren mit der Neutralität.
Das sieht die Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats, Priska Seiler Graf (SP/ZH), ganz anders: «Wenn die Schweizer Armee wirklich die Verteidigungsfähigkeit erhöhen will, ist es für mich logisch, dass man die Anzahl der Übungen mit der Nato erhöhen muss», sagt Seiler Graf. Auch gemeinsame Übungen mit Bodentruppen seien für eine glaubwürdige Zusammenarbeit notwendig.
In Payerne scheint die Zusammenarbeit zwischen den Schweizer und den amerikanischen Piloten gut funktioniert zu haben. Die Angehörigen der US-Luftwaffe sagen, sie hätten in den letzten Tagen viel von ihren Schweizer Kollegen gelernt. «Wir kommen von der US-Basis in Aviano in Italien», erklärt US-Einsatzleiter John Gokey. «Bei Aviano gibt es zwar auch Berge, aber die Schweizer Luftwaffe ist für uns der Gold-Standard, wenn es um Operationen im Gebirge geht.»
Nächste Nato-Übung bewilligt
Trotz der politischen Debatte über die Annäherung an die Nato will der Bundesrat die militärische Zusammenarbeit mit anderen Ländern intensivieren. Diese Woche hat die Regierung entschieden, auch an einer Krisenmanagement-Übung der Nato im nächsten Frühling teilzunehmen. Die Schweiz soll in dieser Übung aber als neutraler Staat auftreten. Truppen werden nicht beteiligt sein.