Giorgio Pellanda ist Generaldirektor des kantonalen Spitalverbands EOC. Seine Worte sind im Gegensatz zu denen der Politiker selbstkritisch: «Es ist meiner Meinung nach offensichtlich, dass wir hier im Tessin ein Überangebot im Gesundheitswesen haben. Zum Beispiel, was die Spitaldichte angeht. Wir haben aber auch überdurchschnittlich viele Angebote für Therapien.»
Angebote bewirkten Nachfrage, das sei ganz einfach. Man müsste dringend noch mehr über die Angebotsdichte sprechen, so Pellanda. «Wenn es aber – wie bei uns – Politiker sind, die darüber sprechen und entscheiden, Politiker, die ihre eigenen lokalen Interessen vertreten, dann wird die Diskussion schwierig.»
Auch die Altersstruktur spielt mit
Pellanda weiss, wovon er spricht. Der Mann, der bald in Pension geht, sass für die FDP im Kantonsparlament. Neben dem zu grossen Angebot ist aber auch die Altersstruktur des Tessins massgeblich für den Kostenanstieg verantwortlich. Im Südkanton leben sehr viele ältere und alte Menschen.
«Und nicht zuletzt sei es im Tessin auch die Mentalität, die zum stärkeren Kostenwachstum führe, sagt Spitalverbandsdirektor Pellanda.
«Es wird auch statistisch untermauert, dass die Tessiner und Tessinerinnen weniger Schmerz vertragen, dass sie schneller zum Arzt gehen und schneller nach einer Therapie verlangen. All das führt eben zu Mehrkosten.» Mit dieser Mentalität seien die Tessinerinnen übrigens nicht allein, sagt Pellanda, sie gelte auch für die Westschweizer, für die Südländer im Allgemeinen.
Schmerz hat bekanntermassen eine kulturelle Komponente. Diese spiegelt sich eben in der Schweiz in durchschnittlich höheren Prämien in der lateinischen Schweiz.