Das Ersparte bequem online vermehren – und zwar mit fabelhaften Renditen. Mit solchen Versprechen locken Betrüger im Internet, auch mit vermeintlicher Empfehlung von Prominenten wie Roger Federer, DJ Bobo oder Kurt Aeschbacher. Doch die Traumrendite entpuppt sich schnell als Albtraum.
In der Schweiz gibt es immer mehr Betroffene. Alleine in der Deutschschweiz sind nach Recherchen von «10vor10» von Anfang Jahr bis November 2019 über 100 Anzeigen eingegangen. Einzig in den Kantonen Appenzell Inner- und Ausserrhoden gab es in dieser Zeit keine Opfer, die einen Betrug zur Anzeige brachten.
Die meisten anderen Kantone, deren Polizeikorps in einer SRF-Umfrage Angaben gemacht haben, haben einen Anstieg der Fälle verzeichnet. Die Deliktsumme beträgt insgesamt weit über zehn Millionen Franken, allein im Kanton Schwyz beträgt sie in diesem Jahr bei 15 Opfern über vier Millionen Franken.
«10vor10» hat einen Betroffenen aus dem Kanton Schwyz getroffen. Der knapp 60-jährige Arzt möchte anonym bleiben. Verständlich, denn diesen Sommer haben ihn Betrüger um drei Viertel seines Vermögens erleichtert: Um über 500'000 Franken.
Alles begann für den Arzt mit Werbung im Internet. Diese versprach hohe Gewinne im Online-Wertpapierhandel und wirkte professionell. So klickte der Arzt auf die Plattform «Invest-Teck», füllte dort ein Kontaktformular aus – und erhielt innert Kürze einen Anruf.
Der Anrufer gab sich als Investment-Banker Julian Smith aus Dublin aus. Er erklärte das System und überredete den Schwyzer Arzt zu einem «Probe-Trade» von 50 Dollar. Nach lediglich ein paar Sekunden explodierte das Geschäft regelrecht, am Schluss resultierte ein Gewinn von 100 Prozent.
Das sei typisch, erklärt Mathias Amman, Chef der Abteilung Wirtschaftsdelikte und Cyberkriminalität der Kantonspolizei Schwyz. Bei solchen Renditen sollten die Alarmglocken läuten. Auch wenn bei einer Internetseite nicht ersichtlich sei, wer dahinter stecke, solle man vorsichtig sein.
Der Arzt investierte immer mehr. Stets resultierten aus den «Trades» vermeintlich hohe Gewinne. So investierte der Arzt schlussendlich gut eine halbe Million Franken. Ein Verdacht, dass etwas schief laufen könnte, sei ihm nie gekommen, zumal der vermeintliche Investmentbanker jederzeit souverän auftrat und auf Verlangen auch einmal 30'000 Franken auszahlte.
Was mir passiert ist, macht mich bis heute fertig. Ich bin über mich selber enttäuscht – und bin auch erschüttert, dass es solch gemeine Leute gibt. Der Schaden stellt mein Leben völlig auf den Kopf.
Die vermeintliche Professionalität gehört bei einem solchen Betrug zum Standard, sagt Mathias Ammann von der Kantonspolizei Schwyz dazu. Die Internetseiten wirken professionell, der Kunde kann sich mit ähnlichen Sicherheitsvorkehrungen wie beim E-Banking einloggen, sein Guthaben ist jederzeit transparent – aber am Schluss ist alles nur Fassade.
So auch beim Arzt aus dem Kanton Schwyz. Sein angeblicher Anlageberater aus Dublin ist mit dem Geld untergetaucht. Anfang September wollte der Arzt den Einsatz von über 500'000 Franken und den angeblichen Gewinn ausbezahlt haben.
So habe ich dann gemerkt, dass ich einem verdammten Internet-Anlagebetrug aufgesessen bin.
Sein Berater aus Dublin hatte jedoch genau dann angeblich einen Autounfall – und war nicht mehr erreichbar. Nie mehr. «So habe ich dann gemerkt, dass ich einem verdammten Internet-Anlagebetrug aufgesessen bin», so das Opfer frustriert.
Das Geld ist verloren. Mathias Ammann, Cybercrime-Experte von der Kantonspolizei Schwyz, macht dem Arzt denn auch keine Hoffnung: «Das Geld ist in der Zwischenzeit wohl bar bezogen oder weitertransferiert worden. Die Spur ist verwischt.»