Antisemitische Äusserungen und Drohungen gegen Juden im Internet und in den sozialen Medien nehmen zu. Das zeigt der Antisemitismusbericht für die Deutschschweiz des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) und der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA).
Schule soll Medienkompetenz fördern
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 535 judenfeindliche Äusserungen und Drohungen im Internet entdeckt. Jonathan Kreutner, Generalsekretär des SIG, zeigt sich besorgt. «Es besteht ein enormer Handlungsbedarf in den sozialen Medien», sagt er.
Kreutner fordert konkret, dass die Betreiber von Plattformen wie Facebook und Twitter konsequenter als bisher Hassreden auf ihren Platformen löschen. Auch sollten sich die Schulen stärker um die Medienkompetenz von Jugendlichen kümmern.
Dies sei umso nötiger, als die tatsächliche Zahl der antisemitischen Äusserungen noch höher liegen dürfte. Die Studienautoren gehen nämlich immer noch von einer Dunkelziffer aus, obwohl sie für den aktuellen Jahresbericht mehr Recherchezeit investiert haben als für frühere Berichte.
Nahostkonflikt als Antreiber
Antisemitische Äusserungen kommen laut der Untersuchung aus verschiedenen Milieus. So nehmen einige User den Nahostkonflikt zum Anlass, um nicht nur die israelische Politik zu kritisieren, sondern auch die Juden anzugreifen.
Diese antisemitischen Äusserungen, die nach einem Vorfall im Nahen Osten in den sozialen Medien auftauchten, stammten aus «radikalislamischem oder linksradikalem Milieu», so Kreutner.
Verschwörungstheorien haben Konjunktur
Auf der anderen Seite stehen die rechtsgerichteten Antisemiten. Sie verbreiten Verschwörungstheorien, in denen angeblich mächtige Juden wie der Milliardär und Philanthrop George Soros vorkommen.