- Elf tätliche Angriffe gegen Jüdinnen und Juden hat der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) fürs Jahr 2024 registriert.
- Das geht aus dem neusten Antisemitismusbericht hervor.
- Ungefähr die Hälfte aller registrierten antisemitischen Vorfälle hatte in irgendeiner Form einen Bezug zum Krieg in Nahost.
Früher wurde in der Schweiz nur alle paar Jahre ein tätlicher Angriff gegen Juden registriert. Jetzt präsentiert sich die Realität ganz anders. SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner spricht von einem Dammbruch. «Der Antisemitismus hat in der Schweiz die Strasse erreicht – und zwar auf einem Niveau, wie man es aus anderen europäischen Ländern kennt.»
Ein krasses Beispiel für einen Vorfall im vergangenen Jahr war ein islamistisch radikalisierter Jugendlicher, der in Zürich einen orthodoxen Juden mit einem Messer angriff und schwer verletzte. Im August schlugen zwei Asylsuchende aus Nordafrika in Davos einen jüdischen Touristen ins Gesicht und spuckten ihn an.
TV-Berichte zu den Vorfällen
Besorgniserregend hoch ist auch die Zahl an Fällen, in denen Jüdinnen oder Juden auf der Strasse beschimpft wurden – oder in denen es öffentliche antisemitische Äusserungen gab. Kreutner vom SIG betont, im Antisemitismusbericht seien nicht leichtfertig Äusserungen zum Nahen Osten als antisemitisch eingestuft worden.
«Wer ‹Solidarität für Palästinenser› ausspricht oder ‹Free Palestine› fordert: Das ist Meinungsfreiheit», sagt Kreutner. Das müsse in der Schweiz auch weiterhin möglich bleiben. Auch harte Kritik an Israel und seiner Kriegsführung solle zulässig sein.
Problematisch und letztlich antisemitisch sei es jedoch, wenn zur Vernichtung Israels aufgerufen werde oder wenn Israel auf eine Stufe mit Nazi-Deutschland gesetzt werde. Schliesslich – auch das macht der Bericht deutlich – hätten zwar viele der registrierten Vorfälle einen Bezug zum Nahen Osten, aber bei weitem nicht alle.
Nach wie vor gebe es auch Antisemitismus, der von rechts komme oder aus der Mitte der Gesellschaft. So hat etwa im Dezember ein Mann in Zürich sechs jüdische Menschen angegriffen und ihnen Gegenstände entrissen – ohne einen erkennbaren Bezug zum Nahost-Konflikt.