- Eine Studie zeigt: Wer in der Schweiz einmal von Armut betroffen ist, kommt nur schwer davon los.
- Menschen, die in eine prekäre finanzielle Lage geraten, suchen sich oftmals nicht die Hilfe, die sie benötigen.
- Die Nichtregierungsorganisation ATD Vierte Welt (All Together for Dignity – Gemeinsam für die Würde aller) hat zwischen 2019 und 2023 eine Studie zum Thema Armut durchgeführt.
Unter dem Projektnamen «Armut – Identität – Gesellschaft» hat die internationale Non-Profit-Organisation ATD Vierte Welt zwischen 2019 und 2023 das Verhältnis zwischen Gesellschaft, Institutionen und Armutsbetroffenen erforscht. Die Studie wurde mit Unterstützung des Bundesamts für Justiz von Forschenden und Fachleuten der Sozialhilfe unter gleichberechtigter Beteiligung von Armutsbetroffenen durchgeführt.
Warum Betroffene auf Hilfe verzichten
Die Studie zeigt: Wer einmal in die Armut abrutscht, kommt nur schwer wieder raus. Manchmal über mehrere Generationen hinweg. «Es handelt sich um eine systemische und strukturelle Problematik. Die Menschen haben Mühe, aus dieser Abwärtsspirale auszubrechen», sagt Perry Proellochs, Redaktor von ATD Vierte Welt.
Grund seien Vorurteile: Sowohl das Potenzial als auch die Handlungsfähigkeit eines Menschen werde ausgeblendet. Schliesslich beantragten Betroffene etwa keine Sozialhilfe, auch, weil viele Sozialhilfe mehr als Almosen denn als Recht wahrnähmen. Eine Sichtweise, die Armutsbetroffene in die Rolle von Bittstellern dränge. Gemäss Proellochs schreibt die Gesellschaft Menschen, die in Armut leben, nach wie vor die Schuld an ihrer Situation zu.
Die Menschen haben Mühe, aus dieser Abwärtsspirale auszubrechen.
Vorurteile über Armut
Gemäss Studie wird Armut allzu oft darauf reduziert, kein Einkommen zu haben und Rechnungen nicht bezahlen zu können. Tatsächlich greife Armut viel weiter. Sie beeinträchtige das soziale und kulturelle Leben einer Person. Diskriminierung und Ausgrenzung drängten Armutsbetroffene zusätzlich ins soziale Abseits.