Die Teuerung in der Schweiz geht im April leicht zurück. Können von Armut betroffene Menschen nun aufatmen? Nein, für sie sind die neuesten Zahlen ein schwacher Trost. Denn: Diese Menschen geben den grössten Teil ihres Geldes für Wohnen und Energie, Gesundheit sowie Verkehrsmittel oder Nahrung aus. Diese Fixkosten lassen sich nur schwer reduzieren und bleiben hoch. Hinzu kommen steigende Prämien bei den Krankenkassen. Und was oft vergessen wird: Kommendes Jahr wird der Bund die Mehrwertsteuer anheben.
Wer oder was treibt die Teuerung primär an? Es ist ein Mix. Was man sagen kann: Der Ukrainekrieg und die Sanktionen gegen Russland haben die Inflation entscheidend angeheizt. Die Preise für Energie schossen durch die Decke. Das hat sich in letzter Zeit allerdings etwas beruhigt. Aber: Die Inflation hat schon lange vorher eingesetzt, nämlich mit der Corona-Pandemie. Probleme bei den Lieferketten und der Produktion sorgten für eine Verknappung des Güterangebots. Auch dadurch stiegen die Preise.
Nach Corona konnten grosse Unternehmen ihre Gewinnmargen deutlich erhöhen. Das heizte die Inflation zusätzlich an. Ist das ein neueres Phänomen? Nein, der Vorwurf der Preistreiberei und Profitgier wurde bereits vergangenes Jahr breit diskutiert. Hier geht es vornehmlich um Unternehmen im Energiesektor. Diese haben tatsächlich ihre Margen teilweise verdoppelt, ohne dass die Betriebskosten gestiegen sind. Kritiker monieren, dass gerade solche Konzerne ihre Profite unter dem Deckmäntelchen der Inflation maximiert hätten. Auf breiter Front aber ist das Phänomen nicht so eindeutig zu belegen.
Die Schweizerische Nationalbank versucht etwas gegen die Inflation zu tun und erhöht die Leitzinsen. Funktioniert das? Teilweise. Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, bereitet allerdings Sorgen, dass immer mehr Güter und Dienstleistungen von der Teuerung erfasst werden. Neben Lebensmitteln, den Mieten oder der Energie zum Beispiel auch das Handyabo. Bislang waren vor allem Importgüter von der Teuerung betroffen. Diese importierte Teuerung konnte mit dem starken Franken etwas abgefedert werden. Aber: Bei Gütern und Dienstleistungen, die wir hier in der Schweiz produzieren, hilft das weniger. Und dort sind die Preise eben auch gestiegen.
Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Teuerung in der Schweiz moderat: Was kommt dieses Jahr noch auf uns zu bezüglich der Preise? Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich rechnet auch für die kommenden Monate mit einem leichten Rückgang der Teuerung. Aber schon zum Jahresende hin könnte die Inflation wieder stärker werden, weil der hypothekarische Referenzzinssatz steigen dürfte. Und damit steigen auch die Mieten – das belastet unser Haushaltsbudget weiter.