Derzeit heisst es Sommer, Sonne, Sonnenschein in der Schweiz. Der unangenehme Teil der heissen Tage: Vor allem die Städte heizen sich stark auf. Asphalt und Beton speichern die Wärme und kühlen nachts kaum ab. Stadtplaner sollten also mit guten Ideen für angenehmere Temperaturen sorgen.
Doch auch relativ junge Plätze sind diesbezüglich nicht immer gut durchdacht. So etwa der Sechseläutenplatz in Zürich, wie Silvia Tobias, Expertin der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL findet. Tobias beschäftigt sich mit Landschaftsveränderungen und wundert sich darüber, «dass es immer noch Plätze gibt wie der Sechseläutenplatz». «Dass man da so viel Steinmaterial eingebaut hat und keine Grünfläche» – das erstaunt die Forscherin. Der Platz sei relativ jung, wurde etwa vor zehn Jahren errichtet.
Die Empfehlung von Tobias ist klar: Mehr Grün – genau wie dies die Städte südlich des Gotthards bereits machen. In Lugano sind über 60 Prozent der Fläche in der Stadt Grünflächen. Deutlich weniger grünt es in den Städten Lausanne, Bern, Zürich. Und in Genf und Basel liegt der Anteil gar unter 20 Prozent.
Um die Hitze in der Stadt zu bekämpfen, brauche es anderes als Brunnen und Sonnenschirme, meint Tobias. Man sollte erhalten, was schon da ist: alte Parkanlagen, alte Bäume – und man sollte um die Vegatation herumbauen, erklärt Tobias.
Kühlender Nebel in Zürich
Der Handlungsbedarf wurde in Zürich erkannt. Zurzeit testet die Stadt eine künstliche Wolke. Ab 30 Grad versprüht ein Ring Nebel, den heute der Wind wegträgt. «Ein Pilotprojekt», wie Christine Bräm, Direktorin Grün Stadt Zürich, erklärt. Falls man zum Schluss kommen sollte, dass es nichts bringe oder man es herunternehmen müsse, dann sei es eben so.
Die Zürcher Stadtregierung gab gestern bekannt, in den nächsten Jahren 83 Millionen Franken in Massnahmen zur Hitzeminderung investieren zu wollen. Ein wichtiger Teil dabei: Bäume in der Stadt schützen und fördern. Doch dies ist gar nicht so einfach. Bräm erklärt, derzeit gehe der Baumbestand in Zürich zurück. Die Bedingungen für Bäume im öffentlichen Grund seien hart. Die Stadt würde zwar gefällte Bäume ersetzen, aber nicht auf Privatgrundstücken.
Mehr Grün in der Stadt, dieses Vorhaben wird in anderen europäischen Städten bereits umgesetzt. So wächst mit dem Bosco Verticale in Mailand die Grünfläche in die Höhe. In Lissabon säumen grosse Bäume die Strassen, und in Barcelona wachsen ausladende Bäume in den Parks.
Verschiedene Strassenbeläge im Test
Mehr Grün ist eine Möglichkeit, weniger schwarz die andere. Deshalb testet der Bund am Stadtrand von Bern derzeit verschiedene Bodenbeläge. Der Strassenbelag wird am Tag von der Sonne beschienen und nimmt die Energie auf. In der Nacht gibt er die Wärme zurück an die Atmosphäre. Je heller der Belag, desto besser. Roland Hohmann vom Bundesamt für Umwelt erklärt, ein heller Belag reflektiere mehr Sonnenlicht und erwärme sich weniger. Entsprechend weniger erwärme der helle Belag die Umgebung in der Nacht.
Kühlere Städte und kühlere Nächte – das Ziel bleibt, die Experimente gehen weiter.