Wer in der Sonne einem Gelato gleich zu schmelzen droht, kann sich neu auf dem Zürcher Turbinenplatz erfrischen. Eine künstliche Wolke versprüht dort kühlenden Nebel. Dieser entsteht in einem Ring aus Aluminium in fünf Metern Höhe. Darunter können sich Passantinnen aufhalten, ohne nass zu werden. Bis zu zehn Grad soll die Temperatur sinken.
«Alto Zürrus» heisst die künstliche Wolke. Bei Hitzetagen über 30 Grad schaltet sie sich automatisch ein. Und solche Hitzetage dürften aufgrund des Klimawandels bis 2040 zunehmen. «Wir rechnen damit, dass die künstliche Nebelwolke jährlich während 44 Tagen läuft», sagt die Zürcher Tiefbauvorsteherin Simone Brander.
Noch ist der Nebelring im Testbetrieb. Die Stadt Zürich prüft während zwei Jahren, wie gut er wirkt. Die Anlage kostet insgesamt rund 140'000 Franken.
Auf die Wolke als neue Stadtbewohnerin reagieren Passantinnen erfreut. Schön sei sie, sind sich die befragten Zürcher einig. Bei der Holzkonstruktion gehen die Meinungen hingegen auseinander. «Die finde ich hässlich», sagt eine ältere Dame, während ein Mann das natürliche Material lobt.
«Man merkt auch, dass die Luft unter der Wolke frischer ist», sagt der Passant. Ein anderer sieht in der Wolke eine kurzfristige Übergangslösung: «Bäume zu pflanzen, wäre vielleicht nachhaltiger.»
Kein Wundermittel gegen das Hitzeproblem
Dass Begrünungen nachhaltiger sind, räumt auch die Stadt Zürich ein. Auf dem Turbinenplatz pflanzte sie deshalb schon zusätzliche Bäume. «Sie stehen im Kampf gegen die Hitze an erster Stelle», sagt Stadträtin Simone Brander.
Die Wolke sei nur ein zusätzliches Mittel, um hohe Temperaturen zu senken. «Das Hitzeproblem löst sie nicht. Dafür brauchen wir ein ganzes Bündel an Massnahmen.» Fassadenbegrünungen gehören unter anderem dazu.
Auch Basel-Stadt möchte «benebeln»
Neben der Stadt Zürich ist auch Basel am Sprühnebel interessiert. Auch dort werden solche temporären Massnahmen zur Hitzeminderung geplant. «Die Anzahl, Grösse und genaue Verortung wird noch erarbeitet», sagt Mediensprecherin Sarah Mesmer vom Baudepartement.
Schweizweit gibt es solche Sprühanlagen bereits in verschiedenen Restaurants. Auf ihren Terrassen locken sie mit kühlendem Nebel. Auch Kunstinstallationen setzen auf das fein zerstäubte Wasser.
Vielen dürfte die künstliche Wolke der Expo.02 in Erinnerung geblieben sein. 2002 verzückte sie in Yverdon-les-Bains Besucherinnen und Besucher der Schweizer Landesausstellung. Aus über 300'000 Düsen versprühte sie Wasser des Neuenburgersees.
Auch die Gemeinde Mendrisio (TI) setzte 2020 kühlenden Nebel ein. Er umhüllte die Stufen der Pfarrkirche «Santi Cosma e Damiano» auf spektakuläre Weise. Die Installation war temporär.