Die Baustellenbrücke nimmt den zweiten Anlauf. Nach dem Flop vor zwei Jahren steigt die Astra Bridge jetzt weniger steil ein. Klappt es diesmal mit dem «Bauen, ohne zu stauen»?
Stau über der Baustelle
Die Astra Bridge sollte eigentlich schon vor zwei Jahren erfolgreiche Pionierin werden: Im Sommer 2022 sollte die 20-Millionen-teure Weltneuheit den Verkehr um die A1-Baustelle zwischen Recherswil und Luterbach (Solothurn) entlasten. Die simple Idee: Unten wird gebaut, oben weitergefahren. Doch von diesem Win-Win-Konzept war beim ersten Brückeneinsatz wenig zu spüren, stattdessen holperte es gewaltig.
Die Kritik vor zwei Jahren: Die Rampe war zu steil. «Vor allem die Lastwagen bekamen einen zu grossen Schlag ab und fuhren darum langsam über die Brücke», sagt Richard Kocherhans vom Astra. Die Geschwindigkeit wurde auf 40 Kilometer pro Stunde gedrosselt, doch die Autofahrerinnen und Fahrer drosselten noch mehr: Zwar wurde unten reibungslos gebaut, aber oben nicht reibungslos gefahren.
So wurde die Brücke selbst zur Baustelle – oder zumindest zur Staustelle. Das Prestigeprojekt wurde frühzeitig abgebaut. Ein millionenschweres Debakel, kritisierte etwa der Transporteur und SVP-Nationalrat Thomas Knutti.
Positive erste Bilanz
Zwei Jahre später, gleiche Saison, gleicher Ort, nicht ganz gleiche Brücke: Sie ist nun beidseitig 10 Meter länger geworden und damit deutlich flacher. Die Astra Bridge 2.0 steigt nur noch um 1.25 Prozent an, statt der 6.1 Prozent 2022.
Am Sonntag sei der erste Verkehr auf dem Abschnitt Recherswil-Luterbach gut über die Brücke gerollt und auch in den Spitzenzeiten am Montag habe es geklappt, sagt Richard Kocherhans vom Astra. Es bleibe aber natürlich ein Eingriff in den Verkehrsfluss, heisst es beim Astra weiter.
Ein Lastwagenfahrer macht den Test. Die flachere Rampe bringe etwas. Aber: Noch immer fährt er mit 30 Kilometer pro Stunde über die Rampe, denn der Verkehr verlangsamt sich um die Brücke. «Alle Fahrzeuge können jetzt mit 60 Kilometer pro Stunde über die Brücke fahren», versichert hingegen Richard Kocherhans, mit jeglichen Fahrzeugen sei die verbesserte Brücke getestet worden.
Der grosse Test steht noch bevor
Die Astra Bridge soll vor allem dort zum Einsatz kommen, wo viel Verkehr besteht und die Brücke so Entlastung schaffen kann. Bis Mitte August soll die Astra Bridge dieses Mal zum Einsatz kommen. In dieser Zeit wird auf dem betroffenen Autobahnabschnitt ein lärmarmer Belag aufgetragen. Die Brücke soll sich mit der Baustelle mitbewegen: Jede Nacht wird sie um 100 Meter vorrücken.
Ende gut, alles gut? Noch ist die Feuertaufe für die Astra Bridge nicht überstanden: In den Kantonen Solothurn, Bern und Aargau ist momentan Ferienzeit. Die schonfreie Zeit für die Astra geht also erst ab dem 22. April richtig los. Dann haben die meisten Kantone keine Frühlingsferien mehr.
Falls es trotz Optimierung zu Stau und Stockungen kommen sollte, kündigte Bundesrat und Uvek-Chef Albert Rösti an, ein Wörtchen mitzureden. Laut eines NZZ-Berichts soll Rösti Kritikern wie Knutti versprochen haben, den Einsatz der Astra Bridge «zu prüfen, sollte es während mehrerer Wochen zu deutlich grösseren Stauentwicklungen kommen.»