Die Schweizerinnen und Schweizer sehen die Lagerung von radioaktivem Abfall pragmatisch. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Nagra, der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle.
71 Prozent der Schweizer Bevölkerung trauen den Fachleuten zu, die Lagerung von radioaktiven Abfällen in Endlagern technisch korrekt umzusetzen. Dies sind 8 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. Dass ein Tiefenlager dabei die bessere Lösung darstellt als ein Lager an der Oberfläche, sieht mit 76 Prozent ebenfalls eine grosse Mehrheit so.
Akzeptanz in Nördlich Lägern relativ gross
Welche Region allerdings im September 2022 von der Nagra als Standort dieses Tiefenlagers konkret vorgeschlagen wurde, wissen zwei Drittel der gut 1000 Befragten nicht. Jede vierte Person kümmert sich grundsätzlich nicht um die Diskussion, solange das Lager für radioaktive Abfälle nicht in ihrer Umgebung gebaut wird.
Konkret betroffen ist die Region Nördlich Lägern, respektive die Standortgemeinde Stadel im Zürcher Unterland. Dort hat das Forschungsinstitut GFS Bern ebenfalls 800 Personen befragt und die Ergebnisse zeigen, dass auch hier die Akzeptanz relativ gross ist. 68 Prozent der Befragten akzeptieren ein Tiefenlager am eigenen Wohnort, wenn auch zum Teil mit einem unguten Gefühl.
Mehr Personen haben ein ungutes Gefühl
Der Anteil an Personen, die ein ungutes Gefühl haben und deshalb das Tiefenlager an ihrem Wohnort ablehnen, stieg im Vergleich zur letzten Befragung vor zwei Jahren von 9 auf 22 Prozent. Befürchtet werden vor allem soziale Spannungen und Proteste, sowohl national als auch regional. Weniger Bedenken haben die Befragten bezüglich der Sicherheit und der Gesundheit. Die betroffene Region ist hier sogar noch optimistischer als die gesamte Schweiz.
Dennoch fühlen sich laut Umfrage 17 Prozent der Befragten in der Region zu wenig ernst genommen und ebenso viele hätten gerne mehr Information und Transparenz.
Genau hier will die Nagra ansetzen mit dem neuen Büro, das sie in einer ehemaligen Metzgerei in Stadel eröffnet hat: «Wir wollen einfach erreichbar sein», sagt Nagra-Sprecher Philipp Senn: «Wenn man Fragen oder Anliegen hat, kann man uns dies direkt ins Gesicht sagen.» An zwei Tagen in der Woche sind Verantwortliche der Nagra vor Ort in Stadel.
Diese Transparenz sei entscheidend, sagt auch Reto Grossmann, Vize-Gemeindepräsident von Stadel. «Die Leute in der Region wissen, dass die Nagra und auch die Gemeinde alle Fragen beantworten.» So erklärt sich Grossmann auch die grosse Akzeptanz in der Region bei der Umfrage.
Dass die Region Nördlich Lägern als Standort des Tiefenlagers eine wichtige Aufgabe übernimmt, sieht auch der Rest der Schweiz so. Laut Umfrage sind 60 Prozent der Befragten der Ansicht, dass die Standortregion die Solidarität der Schweiz verdient hat.