Der Bau des geplanten Tiefenlagers soll laut der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) rund 20 Milliarden Franken kosten. Bezahlt werden soll diese Summe von den AKW-Betreibern. Seit Jahren zahlen sie deshalb Geld in den sogenannten Stilllegungs- und Entsorgungsfonds (Stenfo) ein.
Mit dem Entscheid der Nagra, das Endlager in Nördlich Lägern zu errichten, konkretisieren sich nun die Pläne. Damit kommt aber auch die Frage auf, ob die geschätzten 20 Milliarden für die Endlagerung ausreichen. Am Standort in der Gemeinde Stadel soll das Atomendlager bis zu 900 Meter tief gebaut werden. Deutlich tiefer als an den alternativen Standorten, mit ihren rund 400 Metern.
Tieferer Bau verursacht nicht zwingend Mehrkosten
Doch die Endlagerung wird nicht zwingend teurer, weil man tiefer baut, meint Simon Löw, emeritierter Professor für Ingenieurs-Geologie an der ETH Zürich: «Grundsätzlich ist es schon so, dass je tiefer man zum Beispiel einen Tunnel in den Alpen baut, umso aufwändiger werden die Verhältnisse. Aber das muss nicht in jedem Fall so sein.»
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Einzelne Schächte gehen laut Löw zwar 900 Meter tief, anstatt nur 400 Meter. Das mache diese Schächte tatsächlich deutlich teurer, spiele aber für das gesamte geologische Tiefenlager mit kilometerlangen Untertage-Bauwerken wohl keine Rolle.
Keine Spekulation über Kostenentwicklung
Swissnuclear, der Branchenverband der AKW Betreiber, hat aufgrund verschiedener Modelle und Annahmen die Gesamtkosten für das Tiefenlager berechnet. Die 20 Milliarden basieren auf einer Schätzung aus dem Jahr 2021. Der Standort in Nördlich Lägern sei darin berücksichtigt worden, sagt Swissnuclear auf Anfrage.
Wir werden nun analysieren, ob die Kostenberechnung aufgrund des konkreten Nagra-Entscheides anzupassen ist.
Ob es bei den 20 Milliarden bleiben wird, ist jetzt, mit dem konkreten Endlager-Standort, trotzdem nicht klar, wie Raymond Cron, Präsident des Stilllegungs- und Entsorgungsfonds, erklärt. «Zurzeit überprüft Stenfo die Kostenstudie 21. Wir werden nun analysieren, ob die Kostenberechnung aufgrund des konkreten Nagra-Entscheides anzupassen ist.» Ob die Kosten steigen werden, darüber wollte Cron nicht spekulieren.
Kritik wegen zu geringer Risikomargen
Fabian Lüscher, Fachbereichsleiter Atomenergie bei der Schweizerischen Energiestiftung, äussert grundsätzliche Bedenken zur Kostenschätzung von Swissnuclear und Stenfo. «Aus unserer Sicht ist das grosse Manko dieser Kostenschätzungen, dass zu wenig Risikomargen eingerechnet sind.»
Es sind zu wenig Risikomargen eingerechnet.
Sollte etwas schiefgehen, könnte daher zu wenig Geld auf die Seite gelegt worden sein, moniert Lüscher. Solche Szenarien seien wahrscheinlich, da es sich hier um ein Grossprojekt handle.
Zwar gebe es keine Vergleichswerte, da es das erste Endlager in der Schweiz ist. Laut Lüscher zeigen aber andere grosse Bauprojekte, dass immer unerwartete Kosten entstehen. Es müsste also mehr Geld von den AKW-Betreibern zur Seite gelegt werden, um den Ausstieg aus der Atomenergie zu finanzieren.
Voraussichtlich Ende Jahr legt der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds die definitiven Beiträge fest, die von den AKW Betreibern eingezahlt werden müssen. Bis dahin wird aufgrund des konkreten Standortes neu beziehungsweise konkreter gerechnet, was der Ausstieg aus der Atomenergie kosten wird.