Der Entscheid ist gefallen: Das Schweizer Tiefenlager für radioaktiven Abfall in mehreren hundert Metern Tiefe im Norden des Kantons Zürich angelegt werden.
Die Pläne sehen vor, dass das strahlende Material etwa ab dem Jahr 2070 im Boden eingelagert wird. Das Tiefenlager soll danach so verschlossen werden, dass niemand mehr an die Atomabfälle gelangen kann – und das während vieler Jahrtausende.
Da stellt sich die Frage, wie man es anstellt, dass die auch in zehntausenden Jahren noch immer radioaktiv strahlenden Materialien sicher im Boden verbleiben werden.
Auch in tausenden Jahren noch gefährlich
«In 25'000 Jahren ist beim Plutonium 239 etwa eine Halbwertszeit erreicht», sagt dazu Marcos Buser. Der Geologe und Soziologe beschäftigt sich seit 40 Jahren mit den Problemen der Atomabfall-Entsorgung. Eine Halbwertszeit bedeutet, dass das tief im Boden eingelagerte Plutonium immer noch halb so stark radioaktiv strahlt wie heute.
«Plutonium ist dann immer noch gefährlich und man kann damit immer noch eine Bombe bauen», so Buser, der zu den renommiertesten Experten der Atomabfall-Entsorgung gehört und ein Kritiker der Nagra und deren Pläne ist. «Das sind die effektiven Probleme eines Endlagers.»
Dass der Abfall in 25'000 Jahren immer noch stark strahlt, ist sicher. Völlig unsicher ist dagegen, ob dann etwa eine neue Eiszeit herrscht, oder ob die Warmphase wegen des Klimawandels immer noch andauert. Unklar ist zudem, ob dannzumal Menschen über dem Endlager wohnen werden. «Solche Prognosen zu machen, ist extrem schwierig», sagt Buser.
Wie bleibt das Lager sicher?
Wenn man sich vorstellt, dass sich die Menschheit in den nächsten paar tausend Jahren technologisch mit ähnlicher Geschwindigkeit weiter entwickelt wie in den letzten 200 Jahren, sind heute unvorstellbare Dinge möglich.
Wir wissen nicht, was die Leute in Stonehenge vor vier- oder fünftausend Jahren gemacht haben.
«Dann sind 900 Meter Gestein kein effektiver Schutz mehr», glaubt Buser. Deshalb stelle sich die Frage, wie ein solches Endlager markiert werden könne, damit auch in 10'000 oder 20'000 Jahren noch erkennbar ist, dass davon eine Gefahr ausgehen kann.
Wie die Informationen transportieren?
«In 25'000 Jahren sprechen die Menschen nicht mehr Deutsch – sie werden andere Sprachen sprechen», sagt Buser. Es sei nicht sicher, dass sie dann noch verstehen, was wir gemacht und welche Informationen wir für sie hinterlassen haben. Das sei ein echtes Problem.
«Schauen Sie sich Stonehenge an: Wir wissen nicht, was die Leute dort vor vier- oder fünftausend Jahren gemacht haben.» Als weiteres Beispiel nennt Buser die Höhlenmalereien in Südfrankreich, die vor rund 40'000 Jahren angefertigt wurden. «Man weiss nicht, warum die Menschen diese damals gemacht haben und unter welchen Umständen.»
Genau gleich werde das in der Zukunft sein – dann aber mit dem atomaren Tiefenlager aus dem 21. Jahrhundert nach Christus.