- Die Corona-Massnahmen sind längst aufgehoben, noch immer fehlen den Kinos aber die Besucherinnen und Besucher.
- Die neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) von Januar bis Ende Mai 2022 zeigen, dass die Kinoeintritte immer noch deutlich unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit liegen.
- Und dies, obwohl es seit über vier Monaten keine coronabedingten Einschränkungen mehr gibt.
Es ist eigentlich wieder wie vor Corona. Man kann gemütlich ins Kino, ausgerüstet mit Popcorn und Getränk. Zertifikat, Maske, Ess- und Trinkverbot: Alles passé. So voll wie vor Corona sind die Säle trotzdem selten.
Der Rückstand zur Situation vor der Pandemie ist bei den Kinoeintritten noch sehr gross.
Erdem Karademir vom Bundesamt für Statistik (BFS) bestätigt den Eindruck vieler Kinobesucherinnen und Kinobesucher. Im Vergleich zu 2019 würden die Kinos in diesem Jahr im Schnitt etwa ein Drittel weniger Eintritte generieren.
«Das ist zwar ein doppelt so gutes Ergebnis, wie wir im ersten Pandemie-Jahr hatten. Und es gibt auch eine leichte Steigerung im Vergleich zum letzten Jahr. Aber der Rückstand zur Situation vor der Pandemie ist noch sehr gross», erläutert Karademir.
Immer weniger Kinos
Auch die Anzahl der aktiven Kinos gehe in der Schweiz immer weiter zurück. Aktuell zählt das BFS rund 10 bis 15 Kinos weniger als im Jahr 2019. «Gleichzeitig sieht man in unserer Erhebung auch, dass die Anzahl Kinosäle oder Leinwände konstant bleibt.» Das heisst eigentlich: Es gibt eine Verschiebung von den Einzelkinos hin zu mehr Kino-Komplexen.
Die Anzahl Kinosäle oder Leinwände ist konstant geblieben.
Den Trend hin zu Multiplex-Kinos bestätigt auch Blue Cinema, der grösste Kinobetreiber in der Deutschschweiz. Auf Anfrage von SRF teilt der Kinobetreiber – der zur Swisscom gehört – mit, dass man im Herbst ein neues Multiplex-Kino mit neun Sälen in Chur eröffne. Der Kinobetreiber glaube weiter an Multiplex-Kinos und will sogar, wenn möglich, in Entertainment-Häuser investieren.
Ein solches Entertainment-Center gibt es bereits in Winterthur. Dort gibt es neben Kinofilmen auch eine Bowlingbahn, eine Bar sowie eine Game-Zone. Blue Cinema scheint also nicht mehr allein auf Kino zu setzen. Ob und wie stark aber die Kino-Eintritte beim Branchenleader eingebrochen sind, das will man nicht kommunizieren.
Wird sich die Branche je erholen?
Die Coronakrise habe die Bedürfnisse und das Verhalten der Menschen – zumindest vorübergehend – verändert, sagt Edna Epelbaum, Präsidentin des Schweizerischen Kinoverbands. «Wir brauchen in erster Linie sehr viel Geduld. Es wäre eine Illusion zu glauben, dass, nur weil die Masken weg sind, die Krise ausgestanden ist.»
Die Jungen hätten sich abgewendet, meint Epelbaum. Es gebe eine jüngere Generation, die nach zwei Jahren Pandemie wieder vermehrt lieber nach draussen wollen würde. «Und wir haben eine ältere Generation, die immer noch nicht angstfrei von Zuhause weggeht», so Epelbaum.