Es sind spektakuläre Bilder, die unter dem verregneten Himmel über Luzern zu sehen sind: Grosse Schwalbenschwärme, die zwischen den Häusern herumkurven, die sich unter Dachvorsprüngen versammeln oder ganze Balkone in Beschlag nehmen. Auch an anderen Orten der Zentralschweiz ist die Schwalbendichte deutlich höher als gewöhnlich. «Schwalben sind zwar gerne in Gruppen unterwegs, aber dass man sie gleich in so hoher Konzentration beobachten kann, ist nicht alltäglich», bestätigt Livio Rey, Biologe und Mediensprecher der Vogelwarte Sempach.
Entsprechend bleiben die Schwärme – bestehend hauptsächlich aus Rauch- und Mehlschwalben – nicht unbemerkt. Die Vogelwarte erhalte seit Mittwoch zahlreiche Anrufe aus der Zentralschweiz, aber auch aus dem Aargau und Teilen des Kantons Bern, sagt Rey. Leute schilderten verwundert ihre Beobachtungen und erkundigten sich, was los sei mit den Schwalben, ob sie Schwierigkeiten hätten.
Schwalben sind zum Zwischenhalt gezwungen
Doch Rey kann Entwarnung geben. «Schwalben sind Zugvögel, die jetzt ihre Reise nach Süden antreten – wegen des starken Regens waren sie die letzten Tage aber gezwungen, eine Rast einzulegen», sagt er.
Wie viele Vögel in der Schweiz gestrandet sind, lasse sich nicht sagen, den Tieren gehe es in der Regel aber gut, sagt Livio Rey. Einige seien im Moment vielleicht etwas erschöpft, allerdings erholten sie sich schnell wieder.
Dass sie sich hauptsächlich unter Dächern oder auf Balkonen aufhielten, sei nicht aussergewöhnlich, so Rey: «Schwalben mögen es nicht, wenn ihr Gefieder nass wird, darum suchen sie Schutz an trockenen Stellen.»
Schon am Freitag dürfte die Reise weitergehen
Da sich das Wetter wieder bessert, geht Livio Rey von der Vogelwarte davon aus, dass die meisten Schwalben bereits am Freitag ihre Reise in Richtung Süden fortsetzen. Besondere Unterstützung von Menschen bräuchten sie dabei nicht, sagt er: «Uns bleibt nichts weiter, als den Anblick dieser grossen Schwärme zu geniessen – denn so etwas bekommen wir nicht jedes Jahr zu Gesicht.»