Der Sturm fegte am 24. Juli über La Chaux-de-Fonds, kurz vor dem Mittag. Zurück liess er eine Zerstörung, die für viele nur schwer fassbar war. Nun, genau zehn Tage später, haben die Behörden über den Stand der Aufräumarbeiten informiert.
6 Minuten 30 hat der Sturm gedauert. Genug Zeit, um einen Park gleich neben dem Schwimmbad in La Chaux-de-Fonds zu verwüsten. Baumstämme und Äste, so weit das Auge reicht. Mittendrin steht Jannick Bruggisser aus Wettswil am Albis und erklärt: «Es geht darum, die Wege freizumachen, damit die Kinder wieder normal in die Schule gehen können. Ohne dass die Gefahr besteht, dass Äste auf sie herunterfallen.»
Sondereinsatz der Armee
Die Armee kommt der Bevölkerung in La Chaux-de-Fonds zu Hilfe. Diese ist hochwillkommen, sagt der Neuenburger Regierungspräsident Alain Ribaux. Auch für die Moral. «Der Einsatz der Armee hat auch symbolischen Wert für die Bevölkerung – und er macht die Aufräumarbeiten natürlich auch effizienter.»
Wenn ich ehrlich bin, ist meinen Leuten ein solch nützlicher Einsatz viel lieber, als Übungen zu absolvieren.
Insgesamt stehen fast 80 Armeeleute im Einsatz. Die meisten machen wie der junge Zürcher Soldat Jannick Bruggisser ihren Militärdienst am Stück, sind also Durchdiener. Die Botschaft, dass man nach La Chaux-de-Fonds verschiebe, sei erfreut aufgenommen worden, sagt Oberst Jacques de Chamrier: «Wenn ich ehrlich bin, ist meinen Leuten ein solch nützlicher Einsatz viel lieber, als Übungen zu absolvieren.»
Zehn Tage nach dem verheerenden Sturm sind die Schäden in La Chaux-de-Fonds noch überall zu sehen: zerbrochene Autoscheiben, beschädigte Fassaden, etwa 60'000 Kubikmeter Holz liegen am Boden. Das sei extrem viel, erklärt der Leiter des Krisenstabes, Grégory Duc. «Die Experten sagten, es sei so viel, wie sonst in einem Jahr im ganzen Kanton wächst.»
Die Gefahr lauert auf den Dächern
Aber das Holz ist nur das eine Problem. Das andere sind lose Ziegel, die jederzeit auf Passanten fallen könnten. 4500 Häuser hat der Sturm beschädigt. Gemäss Behörden fast zwei Drittel der Häuser in La Chaux-de-Fonds. Die Feuerwehr hat die Stadt überflogen und die gefährlichen Dächer ausgemacht.
Die Männer von Ausbildner Toni Niffeler vom Gebirgsdienst der Armee sind auf dem Dach. «Wir steigen gesichert auf die Dächer und arbeiten gemeinsam mit der Feuerwehr daran, die losen Ziegel zu entfernen.»
Betrüger wittern ihre Chance
Alle Dächer zur Strassenseite haben Priorität. Die Armee bannt aber nur die Gefahr, provisorisch decken tut sie nicht. «Das ist nicht mehr unsere Aufgabe», führt Niffeler aus. «Wir nehmen diese gefährlichen Ziegel weg, damit unten nichts passieren kann.» Die weiteren Arbeiten seien zivilen Firmen vorbehalten. Ein sogenannt subsidiärer Einsatz.
Aber die vielen ungedeckten Dächer sind ein Rennen gegen die Zeit, sagt Einsatzleiter Duc. Denn in zwei Monaten werde der erste Schnee erwartet. Eine verzweifelte Lage, die Betrüger laut Duc bereits ausnutzen: Denn vermeintliche Handwerker bieten ihre Dienste an. Sie verlangen Zahlung im Voraus und werden danach nie wieder gesehen. Ein Teil der Krisenbewältigung sind deshalb auch vermehrte Polizeipatrouillen in La Chaux-de-Fonds.