Ein Windpark für Lausanne: Die Stadt am Genfersee hat grünes Licht für den Bau eines Windparks erhalten. Das Waadtländer Kantonsgericht wies zwei Rekurse gegen das Projekt EolJorat ab, das insgesamt acht Windturbinen umfasst. Damit kann die Stadt Lausanne den Baubewilligungsprozess für die bis zu 210 Meter hohen Windturbinen in der bewaldeten Landschaft oberhalb der Stadt einleiten. Interessant ist die Begründung des Gerichts: Das nationale Interesse an der Förderung erneuerbarer Energien sei gemäss der Energiestrategie 2050 des Bundes höher zu gewichten als die Natur- und Landschaftsschutzbedenken der Gegner.
Die Windenergie erhält Auftrieb: Der Entscheid des Kantonsgerichts dürfte dem Bau weiterer Windparks in der Schweiz Auftrieb verleihen – auch wenn er noch ans Bundesgericht weitergezogen werden kann. Denn er fügt sich in eine Reihe weiterer Gerichtsentscheide ein, die alle im Sinne eines Ausbaus der Windenergie ausgefallen sind, wie Rolf Wüstenhagen, Professor für das Management Erneuerbarer Energien an der Universität St. Gallen betont. Tatsächlich könnten laut Wüstenhagen in der Schweiz bis zu zehn Prozent des gesamten Strombedarfs durch Windturbinen abgedeckt werden – aber nur, «wenn alle Projekte realisiert werden können, die derzeit in der Pipeline stecken», so der Professor.
Harzige Bewilligungspraxis: In der Schweiz sind bislang 37 Windturbinen in Betrieb. «Währenddem sind es in unseren Nachbarländern Zehntausende», stellt Wüstenhagen fest. Die Schweizer Turbinen produzieren bloss 0.2 Prozent des Stroms in der Schweiz. Wüstenhagen sieht vor allem zwei Gründe für den Rückstand der Schweizer Windenergie: Vom Projekt bis zur Realisierung dauert es aussergwöhnlich lange. Es gibt viele Hürden und Einsprachemöglichkeiten auf Gemeinde-, Kantons- und Bundesebene. Zudem wird die Windenergie erst seit einigen Jahren vom Bund finanziell gefördert. «Jetzt aber kommen einige Projekte in Gang», ist Wüstenhagen zuversichtlich. So werden am Gotthard fünf weitere Turbinen gebaut und auch das Windparkprojekt am Montagne de Buttes im Neuenburger Jura mit 19 Turbinen ist auf gutem Weg.
Grosse Efforts sind nötig: «Heute stammen 80 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in der Schweiz aus dem Ausland», stellt Wüstenhagen fest. Wenn die Schweiz von den Energieimporten unabhängiger werden wolle, müssten wohl oder übel mehr Windparkprojekte realisiert werden. Denn der Vorteil von Strom aus Windkraft ist, dass er mehrheitlich im Winterhalbjahr produziert wird – dann windet es stärker als im Sommer. Demgegenüber fällt mit der Sonne produzierter Strom – der anderen relativ einfach ausbaubaren nachhaltigen Möglichkeit der Energieproduktion – vor allem im Sommer an. Deshalb: «Wenn wir einen guten Mix aus Sonne und Wind realisieren, dann ist die Stromproduktion der Schweiz besser diversifiziert», sagt Wüstenhagen. Hinzu kommt, dass die Windenergie eine der kostengünstigsten nachhaltigen Produktionsarten von Elektrizität ist.