Worum geht es? Seit 2019 will die Armee den Artillerieschiessplatz am Simplonpass umbauen. Er gilt als wichtigster Gebirgsschiessplatz der Schweiz. Ursprünglich wollte die Armee dort eine Panzerpiste betonieren, doch das 30-Millionen-Projekt löste massiven Widerstand von Umweltverbänden und Besitzerinnen und Besitzern von Ferienhäusern aus. 10'000 Menschen unterzeichneten eine Petition, es gab rund 30 Einsprachen. Das VBS redimensionierte das Projekt daraufhin mehrmals.
Statt einer Panzerpiste sind nun Schiesspodeste geplant, welche die Landschaft weniger beeinträchtigen sollen. Doch der Widerstand bleibt. Am Mittwochabend informierte das VBS die Bevölkerung in der Turnhalle Simplon über das weitere Vorgehen.
Was ist neu? Die geplanten Bauten sind dezentral rund um das Plateau Spittelmatte angeordnet. So hat die Armee den Helikopterlandeplatz in die Nähe der neuen Truppenunterkunft verlegt. Das alte Baralhaus auf dem Simplonpass wird künftig wieder Soldaten beherbergen. Das Betriebsgebäude, in dem auch die Panzer gewartet werden, soll auf die Passhöhe verlegt werden. Dies habe nicht nur ästhetische, sondern auch praktische Vorteile. VBS-Projektleiterin Annette Schnydrig: «Die Truppe kann dort Reparaturen vornehmen. So vermeiden wir die Schwertransporte, die bisher nötig waren, um die Fahrzeuge ins Tal zu bringen.»
Wie reagieren die Ferienhausbesitzer? Der Walliser Urban Emmet hat seine Alphütte am Simplonpass, sein «Lebenswerk», in den letzten 45 Jahren eigenhändig ausgebaut. Für ihn bleibt der Helikopterlärm trotz Anpassungen das grosse Problem. «Wenn die Helis landen, stehe ich im Bett.» Auch tagsüber sei der Fluglärm «kaum auszuhalten». Trotzdem sei er nicht grundsätzlich gegen das Militär. Ferienhausbesitzer Bernhard Erpen ist der geplante Helilandeplatz ebenfalls ein Dorn im Auge. «Die Helikopter fliegen direkt über das Chalet, deshalb sind schon Feriengäste abgereist.» Das VBS habe sich zwar viel Mühe gegeben und zum Beispiel Schallschutzfenster angeboten. «Aber wir gehen nicht in die Alpen, um drinnen zu sitzen. Da können wir gleich im Tal bleiben.»
Was sagt das VBS? Im dritten Anlauf will das VBS das Projekt endlich realisieren können. «Wir sind viele Kompromisse eingegangen», sagt Projektleiterin Schnydrig. Gerade die Helikopterflüge seien aber zwingend, sagt Grégoire Solioz, der zuständige Kommandant: «Bevor die Artillerie schiessen kann, müssen die Helikopter die Umgebung kontrollieren und sicherstellen, dass sich niemand im Gebiet aufhält.» Ausserdem müssen die Helis die Munition vom Berg holen. Der aktuelle Zustand der Infrastruktur sei schlecht, die Soldaten und Soldatinnen könnten derzeit nicht auf dem Pass übernachten und müssten immer wieder ins Tal ausweichen. Die Übungen seien aber nicht mehr so intensiv wie in den 1990er Jahren. «Damals wurden in drei Wochen 10'000 Schuss abgefeuert. Heute sind es knapp 3'000 pro Jahr», sagt Solioz.
Was sagt die Gemeinde? Für die Einheimischen überwiegten die Vorteile des Schiessplatzes: «Die Armee bringt uns Arbeitsplätze und Wertschöpfung», sagt Gemeindepräsident Sebastian Arnold. Man sei zufrieden mit den Projektanpassungen durch das VBS. Natürlich sei der Lärm für die Ferienhausbesitzer nicht erfreulich. Aber der Schiessplatz sei für die Region zentral.
Wie geht es weiter? Die Pläne werden im Januar 2025 öffentlich aufgelegt. Dann wird sich zeigen, wie gross die Akzeptanz respektive der Widerstand in der Bevölkerung tatsächlich ist.