Seit Jahren weigert sich Eritrea, abgewiesene Staatsbürgerinnen und Staatsbürger zurückzunehmen. Nun sollen abgewiesene Asylsuchende aus Eritrea von der Schweiz über einen Drittstaat in die Heimat zurückgeführt werden. So will es das Parlament.
Der Nationalrat hat am Montag eine entsprechende Motion von FDP-Ständerätin Petra Gössi angenommen. Zuvor hatte bereits der Ständerat der Forderung zugestimmt.
Im Rat war allerdings umstritten, ob das überhaupt möglich ist. Die Verlagerung des Asylverfahrens in ein Drittland löse das Problem nicht und wäre teuer, argumentierte eine Minderheit.
Blosses Scheingefecht?
Die Ratsmehrheit sah es anders: Da sich eine Migrationspartnerschaft oder ein Rückübernahmeabkommen mit Eritrea nicht abzeichne, brauche es nun mehr Druck.
Das eritreische Regime akzeptiert keine Zwangsrückführungen – aus keinem Land der Welt.
Die Schweizer Flüchtlingshilfe kritisiert die nun angenommene Motion scharf und spricht von «reiner Symbolpolitik». Gegenüber SRF News sagt Mediensprecherin Eliane Engeler: «Das eritreische Regime akzeptiert keine Zwangsrückführungen – aus keinem Land der Welt. Daran ändert auch ein Transitabkommen nichts.»
Freiwillig würden die Menschen ebenfalls nicht in ihr Heimatland zurückkehren. Am Ende müsse die Schweiz Eritreerinnen und Eritreer im Rahmen eines Transitabkommens also wieder aufnehmen. Diesen Standpunkt vertrat auch eine links-grüne Minderheit im Nationalrat.
Engeler schliesst: «Der Plan ist teuer, wirkungslos und weniger als 280 Personen wären davon betroffen. Das ist absolut unverhältnismässig.»
Wenn wir nichts unternehmen, dann müssen wir uns den Vorwurf gefallen lassen, dass wir die Augen zugemacht haben.
Es scheint also fraglich, ob dem politischen Vorstoss wirklich Taten folgen. Das räumte auch Nationalrat Christian Wasserfallen (FDP/BE) in der Debatte ein: «Aber wenn wir nichts unternehmen, dann müssen wir uns den Vorwurf gefallen lassen, dass wir die Augen zugemacht haben.»
Parlament hofft auf abschreckende Wirkung
Mit der härteren Gangart will das Parlament offenkundig auch ein Signal aussenden: Wer aus Eritrea in die Schweiz kommen will, soll wissen, dass der möglicherweise wieder ausgeschafft wird.
Auch hier interveniert Engeler: «Die Forschung zeigt klar, dass Familie, Communitys, die Sprache und auch die kulturelle Nähe Hauptfaktoren bei der Wahl sind, wo jemand sein Asylgesuch stellt.» Heisst: Wer es nach Europa schafft, geht am ehesten dorthin, wo er oder sie Verwandte oder Landsleute hat. Die Asylpolitik eines Landes spiele demnach eine untergeordnete Rolle, sagt Engeler.
Abschliessend macht Engeler auf die Menschenrechtslage in Eritrea aufmerksam: «Solange die Menschen dort nicht frei leben können, Folter, Misshandlung und Zwangsrekrutierung riskieren, werden sie versuchen, das Land zu verlassen.» Aus Sicht der Flüchtlingshilfe ist also klar: Menschen aus Eritrea werden weiter in die Schweiz kommen – und die Pläne für eine Rückführung sind illusorisch.