Der Bundesrat hat beschlossen: Ab dem 6. Juni geht es für die Schweizer Bevölkerung mit grossen Schritten in Richtung Normalität. Nur – wie wird diese neue Normalität aussehen?
Die Branchen sind gefragt, praktikable Schutzkonzepte für Gäste und Besucher aufzustellen. Oft klafft dabei aber Theorie und Alltagstauglichkeit auseinander. Fünf Branchenvertreter klären auf.
«In grossen Bädern wird es kaum Wartezeiten geben»
Muss man nun morgens schon stundenlang für einen Badiplatz anstehen?
Martin Enz, Geschäftsführer Verband Hallen- und Freibäder: «Es gibt Freibäder mit bis zu fünf Hektaren Landfläche. Unter Einhaltung der 10 Quadratmeter pro Gast bieten diese selbst dann noch sehr vielen Gästen am Tag Platz. Dort werden Sie kaum anstehen müssen. Bei den kleinen Bädern ist es natürlich unter Umständen möglich. Vielleicht kommen aber auch generell weniger Badegäste, das Verhalten der Bevölkerung kann ich nicht prophezeien.»
«Kreativität im Gottesdienst ist gefragt»
Was passiert mit Gläubigen, die lauthals mitsingen?
Simon Hofstetter, Beauftragter für Recht und Gesellschaft evangelisch-reformierte Kirche Schweiz: «Die Richtlinien sind ein Appell an die Eigenverantwortung. Jemand aus dem Gottesdienst ausschliessen würden wir bei einer Übertretung daher nicht – auch wenn sich jemand weigert, eine Namensangabe zu machen oder laut mitsingt. Man würde mit dem Gläubigen aber das Gespräch suchen. Wir wissen noch nicht, wie sich der Sommer für die Kirchengemeinschaft gestaltet – aber wir setzen auf kreative Lösungen in den Gottesdiensten, um trotz Richtlinien eine feierliche Stimmung zu schaffen, beispielsweise mit Solosängerinnen- und Sänger.»
Die Clubbranche ist verunsichert
Tanzt man im Sommer draussen unter freiem Himmel?
Alexander Bücheli, Schweizer Bar- und Clubkommission: «So einfach ist es nicht – Bewilligungen für Outdoorpartys und für die damit einhergehende Beschallung einzuholen, ist relativ schwierig. Viele Betriebe haben auch keine Möglichkeit, Feste draussen zu veranstalten – diese dürfen nicht benachteiligt werden. Wir würden es begrüssen, wenn es in den Städten diesen Sommer Flächen gibt, die solidarisch im Kollektiv von verschiedenen Clubs bespielt werden können. Momentan ist die Verunsicherung in der Branche aber sehr gross. Wir haben dem BAG am Montag einen Zeitplan inkl. Schutzkonzept vorgelegt, keine Antwort bekommen und wurden von den Lockerungen überrascht. Die limitierten Öffnungszeiten sind eine massive Einschränkung unseres Tätigkeitsgebietes – wir leben schliesslich in der Nacht. Viele Clubs werden so noch nicht aufmachen können. Die Bedürfnisse werden dadurch in die Illegalität gedrückt, ganz ohne Rückverfolgungsmöglichkeiten und Schutzkonzepte, das ist schade und kontraproduktiv.»
Mundschutz im Sexgewerbe
Wird ein Freier auch ohne Mundschutz bedient?
Nathalie Miria Schmidhauser (Prokore): «In unserem Schutzkonzept empfehlen wir das Tragen einer Maske bei allen Dienstleistungen. Wir haben noch keine Rückmeldung vom BAG bezüglich unseres Schutzkonzepts und welche Massnahmen obligatorisch sein werden und welche Empfehlungen bleiben werden. Es ist deswegen auch unklar, ob das Maskentragen währenddessen obligatorisch sein wird. Darum können wir die Frage vorerst nicht beantworten.»