Zufällig auf der Strasse befragte junge Leute sind sich einig: Tests auf sexuell übertragbare Krankheiten sollten billiger oder sogar gratis sein. «Einige machen wohl keinen Test, weil er so teuer ist», sagt eine junge Frau. Und eine andere: «Es wäre gut, wenn die Tests weniger kosten würden – oder gratis wären.»
Dabei wäre es wichtig, sich testen zu lassen, wie Benjamin Hampel betont. Er ist Chefarzt beim Gesundheitszentrum Checkpoint in Zürich. Viele Infizierte spürten keine Symptome, würden die Krankheit jedoch weitergeben – und trotzdem liessen sich nur wenige Leute testen.
Es leuchtet nicht jedem ein, dass er für eine medizinische Leistung bezahlen soll, wenn er gar keine Beschwerden hat.
«Ein Grund ist sicherlich, dass die Preise für die Tests aktuell zu hoch sind», sagt Hampel. Wer keine Symptome habe, müsse die Tests in der Regel selber bezahlen. «Da leuchtet es nicht jedem ein, dass er für eine medizinische Leistung bezahlen soll, wenn er gar keine Beschwerden hat.»
Krankenkassen warnen vor Kostenanstieg
Umfassende Tests kosten je nach Kanton und Einrichtung zwischen 100 und 300 Franken. Die Kosten werden nur von den Krankenkassen übernommen, wenn Symptome auftreten.
Der Krankenkassenverband Curafutura warnt trotz vieler asymptomatischer Erkrankungen vor einer Kostenübernahme durch die Kassen. «Es würde zu einem deutlichen Prämienanstieg führen, wenn nun auch Präventionsmassnahmen wie Testen und Aufklärung in die Grundversicherung integriert würden», sagt Pius Zängerle, Direktor von Curafutura.
BAG verweist auf Pilotprojekt in Zürich
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) seinerseits ruft in der Präventionskampagne gegen die Ausbreitung sexuell übertragbarer Krankheiten zu präventiven Tests auf. Die Frage, warum der Bund nicht dafür sorge, dass die Tests gratis sind, beantwortet das BAG schriftlich:
«Das BAG unterstützt seit Jahren die Beratung und Testung in Fachstellen finanziell. Ferner bietet die Stadt Zürich derzeit jungen Menschen an, sich gratis beraten und testen zu lassen. Dieses Angebot wird im Rahmen eines Pilotprojektes evaluiert. Das BAG verfolgt das Projekt mit Interesse.»
Beim Pilotprojekt in Zürich zieht man eine positive bisherige Bilanz: «Viele sagen, sie wären entweder nicht oder nicht so regelmässig zum Testen gekommen, wenn die Tests nicht gratis gewesen wären», stellt Benjamin Hampel vom Checkpoint Zürich fest.
Doch für die meisten Menschen in der Schweiz gilt: Mehr Testen ist einfacher gesagt als bezahlt.