Die Fasnachtsclique «Central Club Basel», kurz CCB, geht um die Welt. Ein Video, das ein Fasnachtszuschauer auf Tiktok gepostet hat, zählt nun schon 23 Millionen Views – und die Zahlen steigen weiter.
Trump als Beispiel des Phänomens
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Bild 1 von 2. Die Laterne der Clique CCB an der alljährlichen Laternenausstellung. Im Sujet gehe es aber nicht per se um Trump, teilte die Clique mit. Bildquelle: SRF/Catherine Thommen.
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Bild 2 von 2. Trump sei einfach eine Facette des Sujets gewesen. Diese werde nun ohne Kontext verbreitet, so die Clique weiter. Bildquelle: SRF/Catherine Thommen.
Die Clique hatte das Sujet «Mit dir red ich nid» und wollte damit aussagen, dass Menschen zunehmend nur noch mit Gleichgesinnten diskutieren würden – was gefährlich sei. Diese Botschaft wurde prompt auf Social Media verkürzt und verfälscht wiedergegeben.
Das originale Video auf Tiktok zeigt kommentarlos die Clique am Cortège, dem Umzug. Kommentiert und geschnitten wurde das Video dann vom Instagram-Account «Travly». Die Pfeiffer und Tambourinnen des CCB wurden dort zu «Anti-Trump protestors», also zu Demonstrantinnen und Demonstranten. Dass es sich bei den verkleideten Menschen um einen Fasnachtsumzug handelt, wurde nicht vermerkt.
Wir wollen eigentlich alle dazu aufrufen, wieder miteinander zu reden.
Der amerikanische Präsident Donald Trump ist zwar gross auf der Laterne zu sehen, er sei aber lediglich ein Beispiel das Phänomens «Echokammer», so Andi Meier von der CCB-Clique. «Wir wollen eigentlich alle dazu aufrufen, wieder miteinander zu reden», sagt Meier.
Wie konnte also dieses Missverständnis entstehen? Die US-Amerikanerin Liz Voss lebt seit zehn Jahren in Basel. Sie engagiert sich für den Verein «Democrats Abroad» in der Schweiz, einen Zweig der Demokratischen Partei.
Liz Voss kennt und schätzt die Fasnacht, aber es habe eine Weile gedauert, bis sie Basler Satire verstanden habe. Sie kann sich darum vorstellen, wieso das Video von vielen Leuten in den USA missverstanden wird.
Amerikaner sind sehr egozentrisch, würde ich sagen.
Der politische Diskurs in den USA sei direkt und auch schonungslos. Die nuancierten, satirischen Kommentare an der Fasnacht würden darum nicht verstanden. Sie hat selber auch viele Nachrichten zum Video erhalten und musste den Kontext erklären.
Liz Voss erklärt weiter: «Amerikaner sind sehr egozentrisch, würde ich sagen». Weil die USA in der Weltpolitik eine grosse Rolle spielen, sei das zum Teil verständlich. Aber die USA sei nicht das Zentrum des Universums, sagt Voss.
Hype unterstreicht Relevanz des Sujets
Dass die Laterne und die Kostüme in den sozialen Medien Wellen geschlagen haben, bestätigt das Fasnachtsujet des CCB. Auf ihrem «Zeedel», einem Flugblatt, das die Cliquen jeweils zu ihrem Thema verteilen, schreiben sie:
«Jede rotzt perfid beschränggt, das wo grad im Hirni hänggt, völlig plump und ungeniert, in d Wältgschicht uuse – unfiltriert! Ohni mit dr Wimpre z zugge, duet me schnäll uf ‹sände› drugge. Ob hetze, drohe, diskriminiere – Hauptsach me duet polarisiere …»
Ein Video eines Unbeteiligten wird online geteilt. Prompt schalten sich andere Kanäle ein, posten und stellen das Video in einen falschen Kontext. Der Fasnachtskontext wird ignoriert. Der Hype um das Video scheint die Relevanz des Sujets – live und in Aktion – zu bestätigen.