27. September 2024, Bern, Bundesratssitzung – ein Tag, wie jeder andere im Bundeshaus. Nicht so für Sandra Felix. Die Landesregierung ernannte sie einerseits zur neuen Direktorin des Bundesamts für Sport (Baspo), andererseits gab der Bundesrat bekannt, Olympischen Spielen in der Schweiz positiv gegenüberzustehen und eine Arbeitsgruppe einzusetzen.
Seit November ist Sandra Felix aus Haldenstein GR nun Baspo-Chefin. Die Fussstapfen? Nach fast zwei Jahrzehnten Matthias Remund an der Baspo-Spitze sind sie gross. Doch Felix kennt den Laden. Seit 2017 arbeitet sie im Bundesamt, zuerst als Leiterin des Bereichs Sportpolitik und Recht, ab 2021 auch als stellvertretende Direktorin.
Viele gescheiterte Anläufe
Die Visionen? Ebenfalls gross. 2038 sollen wieder Olympische Spiele in der Schweiz stattfinden. Es wäre nach St. Moritz 1928 und 1948 das dritte Mal.
Immer wieder versuchte es die Schweiz, Olympia zurück ins Land zu holen. Sitten 2006 scheiterte, es gab Projekte in Graubünden, Bern, Zürich, Lausanne und Genf. Auch diese scheiterten – oft an lokalem Widerstand. Zum Beispiel in Felix' Heimatkanton Graubünden, als bei einer Volksabstimmung 2017 über 60 Prozent einen Projektkredit für Winterspiele 2026 ablehnten.
2017 stimmte Graubünden über einen Olympiakredit ab
-
Bild 1 von 2. 2017 stimmte die Bündner Stimmbevölkerung über einen Verpflichtungskredit über 25 Millionen Franken für eine Olympia-Kandidatur 2026 ab. Bildquelle: Keystone/Gian Ehrenzeller.
-
Bild 2 von 2. Das Nein-Lager setzte sich durch, mit 60.1 Prozent der Stimmen. Es war nicht die erste Abstimmung über Olympische Spiele im Kanton. Schon 2013 gab es eine ähnliche Abstimmung. Bildquelle: Keystone/Gian Ehrenzeller.
Die Bündner Olympia-Pläne kennt Sandra Felix aus ihrer Vergangenheit. Sie arbeitete jahrelang beim Kanton, zuerst im Finanzdepartement, dann im Departement für Volkswirtschaft und Soziales.
Den Bezug zur Heimat hat die studierte Betriebsökonomin trotz Büro in Magglingen BE nie verloren. Ihre ehemalige Schule, die Fachhochschule Graubünden, bezeichnete Felix einst als «Heimwehbündnerin». «Ich komme sehr gerne zurück und so oft es geht. Hier sind meine Wurzeln, hier bin ich wirklich zu Hause», sagt Sandra Felix.
Und nun? Ist die «Heimwehbündnerin» Sandra Felix jene Baspo-Chefin, die es hinkriegt, dass das olympische Feuer wieder in der Schweiz oder gar in Graubünden lodert? Nach 90 Jahren Unterbruch? «Es wäre ein Megaevent», sagt sie. Die Unterstützung des Bundesrats hat sie seit ihrer Ernennung zur Amtsdirektorin. «Wir haben den Auftrag, dem Bundesrat bis Mitte 2026 den sogenannten Grundsatz- und Planungsbeschluss zu unterbreiten.»
Das heisst, es müssen gewisse Eckwerte definiert werden. Wie sollen Olympische Spiele in der Schweiz ausgestaltet sein? Welchen Nutzen bringen die Spiele? Aufgrund dieses Beschlusses wird der Bundesrat und später auch das Parlament entscheiden, ob oder wie man das Vorhaben von öffentlicher Seite unterstützen will.
Die Bevölkerung ins Boot holen
Die Schweiz befindet sich mit dem Internationalen Olympischen Komitee IOC in einer besonderen Situation. Das IOC führt mit den Schweizer Projektverantwortlichen einen «privilegierten Dialog». Dies bedeutet, dass momentan mit keinem anderen Land verhandelt wird. «Das gibt uns Zeit», sagt Felix.
Sandra Felix ist zuversichtlich, dass entgegen der Vergangenheit dieses Mal auch die Bevölkerung hinter Olympia stehen könnte. Momentan werden die gesellschaftlich relevanten Dinge herausgeschält. «Dies können wir dann kommunizieren und diskutieren.» Das Baspo sei nun gefordert, überzeugend darzulegen, dass es der Gesellschaft «wirklich etwas bringt», so Felix. «Dann kann ich mir vorstellen, dass die Bevölkerung auch dahintersteht.»
Hinter einer Schweizer Olympia-Kandidatur 2038. Denn aktuell sind es – wieder einmal – lediglich Absichten.