Eine Tiny-House-Siedlung in einer alten Scheune? Selbstgemachte Ziegelsteine aus gebrauchten Korken? Den Garten mit eigenem Urin düngen? Roman Droux' Augen leuchten, wenn er erzählt, was er und Annlis von Steiger mit der grossen Scheune in Kirchdorf BE vorhaben. Seit sieben Jahren tüfteln die beiden zusammen mit einem Grüppchen Freunden an ihrer Idee der «gelebten Nachhaltigkeit».
«Der perfekte Baustein»
Droux und von Steiger wollen aus der Scheune einen Ort machen, wo Menschen auf kleinem Platz wohnen. «20 Quadratmeter pro Person als persönlicher Rückzugsort mit Bad und kleiner Küche», so Roman Droux. Das eigentliche Zusammenleben soll aber in einem grossen, offenen Raum stattfinden: «Ähnlich wie eine Piazza. Mit Platz für Konzerte, Ausstellungen oder auch einer Kletterwand. Wer weiss.»
Bisher war die Gruppe um Droux und von Steiger damit beschäftigt, die Scheune auszuräumen und zu entrümpeln. Nun stellen sie das Baumaterial her, aus dem dereinst das Tiny-Dorf entstehen soll. Säckeweise Korken werden dazu geschreddert, mit Lehm und Wasser vermengt, in Formen gefüllt und gepresst.
«Es ist der perfekte Baustein», ist Roman Droux überzeugt. «Er isoliert gut, weil er porös ist. Wegen des Lehms nimmt er Feuchtigkeit auf und gibt sie auch wieder ab.» Nur in puncto Feuerfestigkeit gibt es noch Unklarheiten. «Wir planen einen Brandtest, damit wir sicher sein können.»
Neue Wege will die Gruppe auch beim Abwasser gehen. Denn die Scheune soll nicht an die ARA angeschlossen werden. «Das heutige System ist totaler Stumpfsinn», so Droux, «darum wollen wir das Abwasser selbst aufbereiten und sinnvoll verwenden.» Geplant ist, Fäkalien und Urin zu trennen. «Aus den Fäkalien soll Humus für den Landbau entstehen. Und aus dem Urin Dünger für unsere Permakulturanlage.»
«Da ist noch nichts gegessen»
Ausgebremst wird diese Idee allerdings vom Kanton Bern. Dort haben die Projektmacher eine Voranfrage gestellt. Resultat: Die zuständigen Behörden bewilligen das angedachte Abwassersystem nicht. «Die Scheune muss an die Kanalisation angeschlossen werden. So will es das Gesetz», begründet Andreas Rathgeb vom Amt für Wasser und Abfall. Ausserdem seien zu viele Details des Abwasserprojekts nicht geklärt. «Es gibt beispielsweise grosse Fragezeichen bezüglich Hygiene und Mikrostoffe, die in den Boden gelangen könnten.»
Trotz der Absage des Kantons: Roman Droux will die Hoffnung nicht aufgeben. «Da ist noch nichts gegessen», ist er überzeugt. «Wir werden mit den Behörden nochmals den Dialog suchen.» Und Annlis von Steiger ergänzt: «Notfalls werden wir die Scheune an die Kanalisation anschliessen und parallel nach einer anderen Lösung suchen.» Aufgeben ist für die beiden keine Option. Sie glauben an ihre Vision der «gelebten Nachhaltigkeit».