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Wohn-Minimalismus ist ein nachhaltiger Lebensstil
Aus Rendez-vous vom 21.10.2022. Bild: Keystone/ GAETAN BALLY
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Leben auf kleinstem Raum Minimalismus zeigt sich auch darin, wie man wohnt

Öko-Pionierin Tanja Schindler lebt seit zehn Jahren auf 35 Quadratmetern. Ein Besuch.

Das Öko-Minihaus von Tanja Schindler ist ein einstöckiger Quader mit Holzfassade, markanten Solarpanels und grossen Fenstern. Er steht auf einer Wiese am Rande von Altdorf UR, umgeben von Wohnhäusern und Militärbaracken. Im Innern arbeitet die Eigentümerin am Computer. Eine Türklingel gibt es nicht.

Im Holzofen brennt ein Feuer. Holz und Erdfarben dominieren die Inneneinrichtung. Tanja Schindler erklärt die Besonderheit ihres 35 Quadratmeter kleinen Heims: «Sie gehören zu den Kleinwohnformen und sind bewegbar. Wir können mit diesen Häusern einfach umziehen, jederzeit.»

Ein kleines Häuschen mit Solarzellen an den Aussenwänden
Legende: Dies ist das Häuschen von Tanja Schindler. SRF/Dario Pelosi

Dominiert wird der Raum einerseits von einem Holztisch. Er ist ausziehbar und sowohl Kochgelegenheit als auch Esstisch. Das andere markante Möbel trennt den Schlaf- vom Wohnbereich. Es ist gleichzeitig Büchergestell, Schrank, Ablage und Schreibtisch. 80 Prozent ihrer Sachen seien darin verstaut, sagt Tanja Schindler. «Es ist wichtig, wenn man auf kleinem Raum lebt, dass man sich bewusst überlegt, was will ich in diesem Raum drin haben. Sinn hat es nur, wenn es Sachen sind, die man täglich braucht oder die einem guttun. Ich habe auch Pflanzen und ein bisschen Deko.»

Der Rest ist im Anbau

Das wenige, das Schindler nicht täglich braucht, lagert – um Energie zu sparen – im ungeheizten Anbau. Das Gas für den Herd kommt aus Flaschen, der Strom von den Panels. In harten Wintern könne der auch einmal knapp werden, sagt sie. «Das muss man halt ein bisschen spüren. Mit der Erfahrung kann man damit umgehen. Wärme habe ich sowieso, weil ich einen Holzofen habe. Der ist unabhängig vom Strom.»

Tanja Schindler ist Schweizer Pionierin und lebt seit zehn Jahren mit wenigen Dingen im Minihaus. Den Ausschlag dazu gab ihr Baubiologie-Studium und die Suche nach einer neuen Wohnung nach einer Trennung. Das Resultat ist das Öko-Minihaus, eine Mischung zwischen Wohn- und Showroom. Und der knappe Platz brachte sie zur Überzeugung, dass weniger Besitz einen Mehrwert hat – und sich für sie ökonomisch rechnet. «Wenn ich mir sage, ich brauche nicht mehr viel, gebe ich auch weniger Geld aus, weil ich bewusster einkaufen gehe. Ich überlege mir immer, ob ich etwas wirklich brauche.»

Erinnerungsstücke sind weg

Dieses Loslassen sei nicht einfach, räumt Schindler ein, aber lehrreich. «Wir hinterfragen uns selbst viel zu wenig in unserem Tun. Ich würde es jedem empfehlen. Auch wenn es schmerzhaft sein kann. Am Ende hat es auf jeden Fall einen positiven Effekt.» So hat sie mittlerweile auch ihre Kiste mit Erinnerungsstücken weg reduziert.

Das Haus mit Terrasse von der Seite. Wo keine Solarzellen sind, sind Holzwände
Legende: 35 Quadratmeter klein ist das Haus von Baubiologin Tanja Schindler. SRF/Copyright Tanja Schindler

Baubiologin Schindler lebt allein in ihrem Minihaus. Für eine Familie wäre das schwer umsetzbar, Kinder bräuchten Rückzugsräume. Ihr minimalistisches Wohnkonzept soll aber skalierbar sein, zum Beispiel in einer Siedlung mit modularen Zusatzräumen, die je nach familiärer Situation an- oder wieder abgedockt werden können. Sie hofft, eines Tages in einer solch modularen Siedlung leben zu können. Ein Leben mit weniger Konsum und im Einklang mit der Umwelt sei nämlich auch sozial bereichernd.

 «Den meisten Menschen, die das machen, geht es gesundheitlich und psychisch besser. Sie haben dann auch wieder die Kraft, sich für die Gesellschaft einzusetzen.» Tanja Schindler hat gelernt, mit wenig gut zu leben. Und je länger sie so lebt, desto leichter fällt es ihr, auf noch mehr zu verzichten.

Rendez-vous vom 21.10.2022, 12:30 Uhr

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