Der neue Mobilfunkstandard 5G kann Flugzeugen Probleme machen. Darum wird in den USA die Einführung von 5G verzögert. Stefan Eiselin ist Journalist bei der Zeitschrift Aero Telegraph und erklärt, warum die Sicherheitsbedenken begründet sind.
SRF News: Warum gibt es diese Sicherheitsbedenken?
Stefan Eiselin: Es kann sein, dass 5G die sogenannten Radar-Höhenmesser stört. Das sind Höhenmesser, die man vor allem im Bodenbereich braucht. Und die könnten wegen Frequenzen die gleichzeitig benutzt werden gestört werden. Und das könnte Probleme geben bei den Landungen.
Welche Bedenken gibt es denn da ganz konkret?
Ganz konkret geht es darum, dass diese Radar-Höhenmesser auch von anderen Systemen im Flugzeug gebraucht werden. Ein Beispiel ist die Schubumkehr und das heisst, dass der Landeweg der Flugzeuge sich verlängern könnte. Und das kann gerade bei nassen und schneebedeckten Pisten zu Problemen führen. Also längere Landewege können auch dazu führen, dass das Flugzeug nicht rechtzeitig abbremsen kann.
Längere Landewege können dazu führen, dass das Flugzeug nicht rechtzeitig abbremsen kann.
Wegen dieser Risiken haben zum Beispiel die Emirates in den USA bestimmte Flüge in US-Städte gestoppt. Wie sieht es denn in Europa aus?
Der grosse Unterschied zu den USA ist, dass die Leistung, mit der man sendet, in Europa schon mal sehr viel tiefer ist. Das zweite ist, es werden andere Frequenzbänder genutzt als in den USA. Und diese Frequenzen liegen deutlich weiter entfernt von diesen Radar-Höhenmessern als in den USA. Und am Schluss gibt es noch kleine Differenzen, wie zum Beispiel, dass die Antennen anders aufgestellt sind.
Sind diese Sicherheitsbedenken also tatsächlich nicht zu vernachlässigen?
In der Luftfahrtindustrie macht man alles, damit kein Risiko besteht. Und darum hat jetzt die US-Luftfahrtbehörde FAA gehandelt und gewisse Flugzeuge schon freigegeben, aber gewisse Flugzeugmodelle eben noch nicht.
Es kommt also auf den Flugzeugtyp an, ob es Probleme geben könnte oder eben nicht.
Absolut. Es gibt viele Airlines, die stellen jetzt einfach um. Also von den betroffenen Triple Seven (777) oder 707 auf 767 zum Beispiel. Also man kann mit dem Wechsel eines Flugzeug-Modells dieses Problem umgehen. Das besteht an gewissen Flughäfen bei schlechter Sicht.
Mit einem Wechsel des Flugzeug-Modells kann man das Problem umgehen.
Können sie abschätzen, wie gross die Auswirkungen insgesamt auf den Flugbetrieb sind?
Die USA sind der wichtigste Luftfahrtmarkt der Welt, also von dem her wird das sowieso ein grosses Problem sein. Es wird viele Annullierungen geben, vor allem Airlines, die nicht umstellen können, weil sie nämlich zum Beispiel nur Triple Seven als Flugzeug-Modell für die Langstrecke haben. Die werden stark betroffen sein. Das wird sicher Dutzende von Annullierungen geben. Die FAA in den USA wird aber sicher auch reagieren und hat schon jetzt gesagt, dass nach und nach auch weitere Modelle freigegeben werden. Man will aber zuerst sicher gehen.
Aber wie soll denn das Problem nun langfristig gelöst werden?
Hier sind natürlich einerseits die Telekommunikationskonzerne und die Luftfahrt-Sicherheitsexperten gefragt. Man muss einfach noch mehr forschen. Aber das geht einfach nicht so schnell. Ausserdem muss man Erfahrungen sammeln. Es geht ja vor allem um die letzten 20 Sekunden eines Fluges und man wird hier sicher einen Kompromiss finden. Niemand hat ein Interesse, dass irgendwann etwas passiert, aus einem Grund, den man ja schon vorausgesehen hat.
Wieso wurde das mögliche Problem nicht schon vorher sauber abgeklärt?
Das ist sicher so, dass man denkt, dass es erst sehr spät erkannt wurde und es ist auch spät. Aber die Pandemie darf man nicht unterschätzen, die hat auch dazu geführt, dass zum Beispiel Behörden in den USA zum Teil nicht voll gearbeitet haben. Das hat vieles verzögert.
Das Gespräch führte Nina Gygax.