Mit Wegovy ist in der Schweiz eine weitere Abnehmspritze erhältlich. Krankenkassen übernehmen die Kosten ab März 2024.
Weil immer mehr Menschen auf solche Medikamentenspritzen beim Abnehmen setzen, kam es für Diabetikerinnen und Diabetiker zu Lieferengpässen. Mit Wegovy sollte sich die Lage entspannen.
Für Krankenkassen werden Mehrkosten in Millionenhöhe erwartet.
Ozempic, Saxenda und Wegovy heissen jene Medikamente, die man sich selbst mit einem Stift, dem sogenannten Pen, injizieren kann. Entwickelt wurden sie anfänglich für Diabetikerinnen und Diabetiker. Da sie den Appetit drosseln, helfen sie auch beim Abnehmen.
Entsprechend wollten mehr und mehr Menschen mit diesen «Abnehmwundern» behandelt werden. Die Folge: Für Diabetikerinnen und Diabetiker fehlten die Medikamente zusehends.
Seit März 2024 bezahlen die Schweizer Krankenkassen mit Wegovy nun ein weiteres Produkt. Damit dürfte sich laut Gabriela Giacometti vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Situation für Diabetikerinnen und Diabetiker entspannen: «Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft bei der Behandlung von starkem Übergewicht Saxenda und Wegovy verschrieben werden und nicht mehr Ozempic. Das heisst, die Situation für Diabetiker, die mit Ozempic behandelt werden, sollte sich verbessern.» Ozempic ist in der Schweiz eigentlich lediglich als Medikament für Diabetikerinnen und Diabetiker zugelassen.
Höhere Kosten für die Krankenkassen
Ein Rezept für eine Abnehmspritze erhalten in der Schweiz nur Personen mit starkem oder sehr starkem Übergewicht. Dabei verpflichten sie sich auch dazu, zusätzlich zur medikamentösen Behandlung eine Diät sowie Sport zu machen. Laut BAG sind elf bis 13 Prozent der Erwachsenen stark übergewichtig. Eine Behandlung mit solchen Medikamenten kostet pro Monat um die 190 Franken.
Ein boomendes und lukratives Geschäft
Box aufklappenBox zuklappen
SRF-Wirtschaftsredaktorin Lucia Theiler über den gewichtigen Markt mit den Schlankmachern:
Wegovy wird nun von den Krankenkassen übernommen – was bringt das der Herstellerfirma Novo Nordisk? Einerseits bedeutet es: Die Patientinnen und Patienten müssen nicht abwägen, ob sie sich das persönlich leisten wollen. Es wird von der Krankenkasse übernommen. Für Unternehmen sind das sichere Umsätze. Das ist aus Sicht der Gesundheitskosten aber auch die Krux: jene, die ein Produkt nehmen, sind nicht jene, die es bezahlen. Allerdings ist die Schweiz aus Sicht von Novo Nordisk ein kleiner Markt. Viel wichtiger und grösser sind die USA. Dort sind die Preise für die Medikamente auch höher, denn hier in der Schweiz sind Pharmafirmen nicht frei beim Preis. Das Bundesamt für Gesundheit schaut den Firmen auf die Finger und korrigiert die Preise regelmässig nach unten.
Novo Nordisk profitiert stark von diesen Spritzen – wie sieht es aus mit Konkurrenzprodukten? Novo Nordisk ist derzeit führend, weil das Unternehmen durch seine Diabetes-Medikamente diese Abnehmspritzen entwickelt hat. Aber auch andere Firmen forschen unterdessen an Abnehmprodukten, vor allem die amerikanische Eli Lilly und Pfizer. Die Schweizer Roche ist ebenfalls eingestiegen bei er Wirkstoffentwicklung. Es geht darum, bereits etablierte Wirkstoffe gegen Muskelschwund zum Beispiel zu kombinieren mit neuen Wirkstoffen gegen Übergewicht und so ein neues Produkt zu entwickeln – eines, bei dem Patientinnen und Patienten beispielsweise dann weniger Muskeln, dafür Gewicht verlieren.
Giacometti rechnet mit höheren Kosten für die Grundversicherungen. Während die BAG-Vertreterin von Kostenfolgen im Bereich von 100 Millionen Franken spricht, geht Matthias Müller vom Krankenkassenverband Santésuisse gar von mindestens dreimal so viel aus. «Wir rechnen mit Mehrkosten von mindestens 300 Millionen Franken pro Jahr, wenn nur schon zwei Prozent aller Erwachsenen Wegovy einnehmen, und damit sind Arzt und weitere Behandlungskosten noch nicht eingerechnet.»
Neue Lifestyle-Medikamente?
Box aufklappenBox zuklappen
Laut Lucia Winzap, Dozentin an der Berner Fachhochschule im Fachbereich Ernährung und Diätetik, sind die neuen Abnehmspritzen nicht unbedingt langfristig wirksam. Werde das Medikament abgesetzt, nähmen Betroffene in Studien wie auch in der Praxis häufig wieder zu. Allerdings erhoffe man sich durch die Möglichkeit, parallel eine Bewegungstherapie machen zu können, eine betreute Lebensstilveränderung. Dadurch wäre eine lebenslange Medikation womöglich nicht mehr nötig.
In den Medien sei manchmal fast die Rede von einem «Lifestyle-Medikament», aber gehe es dabei nicht um fünf oder zehn Kilogramm Übergewicht, sondern um Patientinnen und Patienten mit schwerem Übergewicht – der sogenannten Adipositas, sagt Winzap. Die Abnehmspritzen seien für diese Patientengruppe vorgesehen und nicht für Menschen mit leichtem Übergewicht, die mit einer Ernährungs- und Bewegungsumstellung abnehmen könnten.
Die Übergewichtsproblematik in der Ersten Welt werde nicht mit Medikamenten gelöst. Auch Ernährung und Bewegung allein nützten nicht unbedingt. Entsprechend wird gemäss Winzap auch weiter geforscht.
Offen bleibt, ob künftig wiederum weniger Kosten anfallen könnten, weil weniger Menschen an Folgekrankheiten von Übergewicht leiden. Laut Lucia Winzap, Dozentin an der Berner Fachhochschule im Fachbereich Ernährung und Diätetik, ist diese Hoffnung in der Tat realistisch.
So habe das BAG etwa im Bereich der Übergewichtschirurgie bereits ausreichend Daten, die belegen, dass eine Gewichtsreduktion Folgeerkrankungen wie Herzkreislauferkrankungen, Herzinfarkt, Diabetes mellitus, Erkrankungen des Bewegungsapparates oder auch Krebs stark reduziert.
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr
Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht.
Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger
Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?
Meistgelesene Artikel
Nach links scrollenNach rechts scrollen
Social Login
Für die Registrierung benötigen wir zusätzliche Angaben zu Ihrer Person.
Die maximale Anzahl an Codes für die angegebene Nummer ist erreicht. Es können keine weiteren Codes erstellt werden.
Mobilnummer ändern
An diese Nummer senden wir Ihnen einen Aktivierungscode.
Diese Mobilnummer wird bereits verwendet
E-Mail bestätigen
Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet. Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink.
Keine Nachricht erhalten?
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse.
Wir haben Ihnen ein E-Mail an die Adresse {* emailAddressData *} gesendet. Prüfen Sie bitte Ihr E-Mail-Postfach und bestätigen Sie Ihren Account über den erhaltenen Aktivierungslink.
Keine Nachricht erhalten?
Wenn Sie nach 10 Minuten kein E-Mail erhalten haben, prüfen Sie bitte Ihren SPAM-Ordner und die Angabe Ihrer E-Mail-Adresse.
Sie können sich nun im Artikel mit Ihrem neuen Passwort anmelden.
Ein neues Passwort erstellen
Wir haben den Code zum Passwort neusetzen nicht erkannt. Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse erneut ein, damit wir Ihnen einen neuen Link zuschicken können.
Ihr Account wurde deaktiviert und kann nicht weiter verwendet werden.
Wenn Sie sich erneut für die Kommentarfunktion registrieren möchten, melden Sie sich bitte beim Kundendienst von SRF.