- Im Psychiatriezentrum Münsingen (PZM) gab es personelle und strukturelle Führungsmängel.
- Zu diesem Schluss kommt ein externer Untersuchungsbericht.
- Angeordnet wurde der Bericht von der bernischen Gesundheitsdirektion, nachdem Medien im Frühling über systematische Zwangsmassnahmen wie Fixierungen oder Isolation berichtet hatten.
- Der Bericht sieht Handlungsbedarf und empfiehlt dem PZM: Mehr Personal, mehr Schulungen und bessere Kontrollen bei Zwangsmassnahmen.
Die Liste der Mängel im Bericht ist lang. Im Psychiatriezentrum Münsingen seien Isolation und Fixierung teilweise zu schnell angewendet und zu lange aufrechterhalten worden. Der Bericht macht die PZM-Führung dafür verantwortlich: Die Leitung der betroffenen Abteilung hätten zu wenig Sensibilität für das Thema gezeigt. Ausserdem hätten die Oberärztinnen und -ärzte nicht das nötige Fachwissen dafür gehabt. Und auch für das zeitweise überforderte Personal wird die Führung im Bericht verantwortlich gemacht.
Weiter spricht der Bericht von fehlender Professionalität im Umgang bei Diagnosen von Opfern sogenannt ritueller Gewalt. Hier sollen ein Dutzend Patientinnen und Patienten behandelt worden sein. Der frühere ärztliche Leiter habe in diesem Zusammenhang «eine zu unkritische Haltung eingenommen». In diesen Abteilungen sei mittlerweile fast das gesamte Personal ausgetauscht worden, betonten die Verantwortlichen vor den Medien.
«Das PZM ist ein leistungsfähiger und funktionierender Betrieb», sagten die Verantwortlichen weiter und verwiesen auf die 3500 Patientinnen und Patienten, die in der Klinik jedes Jahr «in hoher fachlicher Qualität» behandelt würden. Das Psychiatriezentrum Münsingen habe im Vergleich zu anderen Kliniken dieser Grösse auch eine vergleichbare Zahl freiheitsbeschränkender Massnahmen. Der Bericht sieht trotzdem noch weitere Möglichkeiten, Isolationen und Fixierungen im PZM zu reduzieren.
Seit Monaten in der Kritik
Seit dem Frühjahr 2022 steht das PZM in der Kritik. Dies aus verschiedenen Gründen. Zum einen wurde damals publik, dass im Psychiatriezentrum mehrere Psychiaterinnen arbeiten, die der sektenähnlichen Kirschblütengemeinschaft angehörten. Das PZM gab eigens eine externe Untersuchung in Auftrag und zog im Juli die Konsequenzen: Der ärztliche Direktor, Thomas Reisch, musste gehen, auch wenn die Frauen mittlerweile nicht mehr am PZM tätig waren. Denn er hatte die Mitarbeiterinnen persönlich eingestellt. Zu weiteren personellen Entscheiden wurde an der heutigen Medienkonferenz keine Auskunft erteilt.
Zusätzlich zum Kirschblüten-Skandal kam das PZM auch wegen systematischen Zwangsmassnahmen in Erklärungsnot. Recherchen von SRF zeigten: In Münsingen wurden Patientinnen und Patienten regelmässig und vorsorglich isoliert oder ans Bett fixiert. Ausserdem wurden Vorwürfe laut, dass am PZM umstrittene Behandlungen ritueller Gewalt durchgeführt würden. Das PZM bestritt damals die Vorwürfe.