- Eine Untersuchung des Kantons Zürich bestätigt Missstände im Asylzentrum Lilienberg in Affoltern am Albis.
- Im Zentrum leben Kinder und Jugendliche, die ohne Eltern in die Schweiz geflohen sind.
- Medien wie SRF haben bereits im Juni 2022 über unhaltbare Zustände im Zentrum berichtet.
«Wir machen uns grosse Sorgen.» So äusserten sich ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Asylzentrums Lilienberg diesen Sommer gegenüber SRF. Das Zentrum sei überlastet, es fehle an Personal mit sozialpädagogischer Ausbildung. Deshalb wandten sich die ehemaligen Angestellten an die Medien.
Das kantonale Sozialamt hat daraufhin eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Der Bericht, der jetzt vorliegt, bestätigt die Missstände: Die soziale und pädagogische Situation sei «besorgniserregend».
Zu viele Jugendliche, zu wenig Fachpersonal
Zu den gravierendsten Mängeln gehört die Überbelegung: 90 geflüchtete Kinder und Jugendliche leben im Asylzentrum in Affoltern am Albis. Die Liegenschaft sei aber höchstens für halb so viele Personen vorgesehen, hält der Bericht fest. Für die Bewohnerinnen und Bewohner sei es zu eng und zu laut. Rückzugsmöglichkeiten und genügend sanitäre Anlagen fehlten.
Zudem kritisiert die Untersuchung, dass es zu wenig ausgebildetes Personal im Asylzentrum gibt. Im Durchschnitt ist jede Sozialpädagogin und jeder Sozialpädagoge als Betreuungsperson für zehn Geflüchtete zuständig. Für eine enge Begleitung bleibe nur wenig Zeit, heisst es im Bericht sinngemäss.
Als Massnahme empfiehlt der Bericht, mehr Fachpersonal einzustellen. Dies verlangt auch der Kanton Zürich von der Asylorganisation Zürich AOZ, welche den Lilienberg betreibt. Einfach dürfte die Kandidatensuche aufgrund des vorherrschenden Fachkräftemangels allerdings nicht werden. «Das entsprechende Personal zu rekrutieren, ist eine grosse Herausforderung», sagt AOZ-Direktor Stefan Roschi.
Die AOZ wolle bei der Rekrutierung eng mit Fachhochschulen zusammenarbeiten. «Eine andere Möglichkeit ist, Fachpersonen von allgemeinen Arbeiten zu entlasten.» So könnten sie sich stärker auf ihre Aufgaben in der Betreuung fokussieren.
Aussenstellen sollen Abhilfe schaffen
Weiter muss die Asylorganisation AOZ zwei zusätzliche Aussenstellen gründen. Statt 90 minderjährige Geflüchtete sollen nur noch 60 Personen im Lilienberg leben. Wie die Zürcher Sicherheitsdirektion schreibt, wird die erste Aussenstelle in den nächsten Tagen eröffnet. Zudem würden die sanitären Anlagen im Asylzentrum ausgebaut.
Die AOZ gibt sich in einer Mitteilung selbstkritisch: Die Organisation habe erkannt, dass ihr Umgang mit negativen Rückmeldungen ungenügend war. Die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat haben nun eine Taskforce eingesetzt.