Der Kanton Zürich hat fünf Jahre nach Ablösung der Vormundschaftsbehörden durch die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) untersucht, wie gut es mit der Arbeit in der neuen Behörde läuft. Der Bericht kommt zum Schluss: Vieles läuft gut bei der Zürcher Kesb. Trotzdem gibt es noch Einiges zu verbessern.
Der Bericht zeigt gemäss der Zürcher Justizdirektorin Jacqueline Fehr zwei grosse Schwächen: Kesb-Verfahren seien kompliziert – «und sie dauern in strittigen Fällen zu lange».
Verfahren sollen schneller werden
Diese Kritik kennt auch die private Anlaufstelle Kescha gut. «Das kann zu Frustrationen bei den betreffenden Menschen führen», sagt Kescha-Gründer Gudio Fluri.
Bei Kescha können sich Betroffene melden, die ein Problem mit der Kesb haben. Die Verfahren sollten rascher durchgeführt werden, damit Betroffene zusammen mit der Kesb gute Lösungen finden könnten, betont Fluri.
Der Kanton Zürich reagiert auf die Kritik und will die Kesb-Verfahren mit verschiedenen Massnahmen schneller machen. So sollen etwa gewisse Arbeitsabläufe vereinfacht werden. Ausserdem sollen die Gemeinden überprüfen, ob es mehr Ressourcen für die Kesb braucht.
Es braucht wohl auch mehr Personal
In der Tat ist die Arbeitsbelastung in den 13 Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden im Kanton Zürich laut dem Bericht hoch bis sehr hoch. Bei den ständig überlasteten Berufsbeiständen, die sich um hilfsbedürftige Erwachsene kümmern, ist gar eine personelle Aufstockung geplant.
Die Kantone sind gefordert, auf die Bevölkerung zuzugehen und offen zu kommunizieren.
Handlungsbedarf gib es ausserdem bei den fürsorgerischen Unterbringungen in stationären Einrichtungen. Allein im Kanton Zürich wird diese Massnahme 3000 Mal im Jahr angewendet. Das sei zu viel, findet der Kanton. Deshalb plant er eine mobile Kriseninterventionsstelle, um in prekären Situationen andere Lösungen zu finden.
Besser informieren und stringentere Entscheide
Kescha-Gründer Fluri begrüsst die vom Kanton Zürich angekündigten Verbesserungsmassnahmen. Sowieso habe die Kesb aus verschiedenen Fehlern gelernt. So sei vor allem die Kommunikation bereits besser geworden. Doch: «Man muss weiter dranbleiben. Die Kantone sind gefordert, auf die Bevölkerung zuzugehen und offen zu kommunizieren.»
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Auch im Kanton Zürich soll die Kesb-Kommunikation verbessert werden. So gab Justizdirektorin Jacqueline Fehr auch bekannt, dass die Kesb von Winterthur-Andelfingen nächste Woche einen eigenen Podcast lanciere. Darin sollen Verfahrensfragen und das Vorgehen der Kesb erläutert werden. «Solche Massnahmen sind wichtig, um das Innenleben der Behörde zu erläutern.»
Am wichtigsten sei aber, dass die Kesb Entscheide fälle, bei denen der Schutz der betroffenen Kinder und Erwachsenen immer im Vordergrund stünden, wurde vor den Medien heute immer wieder betont. Das schafft mehr Vertrauen in die Kesb als reine Image-Politur.