Der neugewählte SVP-Bundesrat Albert Rösti spricht im Interview über seine bezahlten Mandate, den Klimaschutz und die Beziehung zu Europa.
SRF News: Ihre Partei klagt, der Stadt-Land-Graben vergrössere sich. Nun sind die grossen Städte nicht mehr im Bundesrat vertreten. Warum werden Sie auch für Städterinnen und Städter ein guter Bundesrat sein?
Albert Rösti: Weil ich eine grosse Erfahrung mitbringe. Als Generalsekretär der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern habe ich eigentlich immer in der Stadt gearbeitet.
Industrie und weltweit wettbewerbsfähige Firmen sind die Motoren dieses Landes.
Aber ich glaube, wichtiger ist noch, dass ich mir natürlich bewusst bin, dass die Motoren dieses Landes letztlich in den Städten und Agglomerationen sind: Industrie und weltweit wettbewerbsfähige Firmen, die auch die Wertschöpfung hier im Land schaffen. Und ich glaube, dieses Wissen ist wichtiger als die ursprüngliche Herkunft oder die Geburt.
Welchen von den jeweils zwei folgenden Begriffen favorisieren Sie:
Kollegialitätsprinzip oder Parteipolitik?
Kollegialitätsprinzip.
Volksnah oder dossierfest?
Dossierfest.
Elektroauto oder Benziner?
Elektroauto.
Übrigens: Hat Ihnen «Auto Schweiz» schon zur Wahl gratuliert?
Nein. Aber vielleicht habe ich es nicht gesehen, es sind mehrere Gratulationen eingegangen. Sie sprechen ja an mit dieser Frage, ob man auch irgendeinen Bezug mitnimmt in den Bundesrat.
Ich war Milizpolitiker wie jeder andere auch – die Mandate gebe ich bis Ende Jahr ab.
Genau, denn Sie haben für Ihre bezahlten Mandate als Interessensvertreter – unter anderem als Präsident von «Auto Schweiz» – in den letzten Wochen Kritik geerntet.
Ich war Milizpolitiker – wie jeder andere auch. Die Mandate gibt man ab bis Ende Jahr und ist dann als Bundesrat für alle Bürgerinnen und Bürger dieses Landes da. Das werde ich selbstverständlich unabhängig tun können.
Angenommen, Sie werden neuer Umweltminister: Welche Rolle wird der Klimaschutz für Sie spielen?
Der spielt eine wichtige Rolle. Ich habe immer gesagt, die Dekarbonisierung ist nötig. Aber wir müssen zuerst eine Alternative haben. Das heisst, es muss genügend Strom produziert werden. Das ist meine Haltung, die ich immer vertreten habe.
Sie stammen wie Adolf Ogi aus Kandersteg, waren ebenfalls Parteipräsident der SVP. Bekennen Sie sich als Bundesrat nun auch zu einer grösseren Offenheit gegenüber Europa, wie es Ogi getan hat?
Die Beziehung zum wichtigsten Handelspartner, zu Europa, ist sehr wichtig und daran muss man immer arbeiten.
Die Beziehung zu unserem wichtigsten Handelspartner Europa ist sehr wichtig.
Es gibt natürlich ein paar Grenzen, die uns unsere Unabhängigkeit und Souveränität auferlegen. Wir wollen die direkte Demokratie aufrechterhalten. Und in diesem Kontext werde ich mich im Bundesrat einbringen.
Ueli Maurer hat bei seinem Rücktritt gesagt, er freue sich darauf, wieder «der normale Ueli» zu sein. Welchen Aspekt aus dem Leben des «normalen Albert» wollen Sie sich als Bundesrat bewahren?
Das ist sicher die nötige Qualitätszeit mit meiner Familie. Quanität wird es wahrscheinlich etwas weniger geben. Ich glaube, jeder Mensch, auch ein Bundesrat, braucht einen Ausgleich. Es dient ja auch wieder meiner Tätigkeit, wenn ich ausgeruht und gut gelaunt zur Arbeit gehe.
Das Gespräch führte Larissa Rhyn.