Der «Tages-Anzeiger» schreibt heute, der Bundesrat plane neue, stärkere Einschränkungen für die Skigebiete. Der Verordnungsentwurf liegt auch SRF News vor. Ende der Woche will der Bundesrat – nach Konsultation der Kantone – die definitiven Anpassungen der Covid-19-Verordnung bekannt geben. Wenig Freude daran haben die Bergbahnen. Ihr Verbandspräsident Hans Wicki macht unter anderem den Druck aus dem Ausland für die geplanten Verschärfungen verantwortlich.
SRF News: Kennen Sie die Pläne von Bundesrat Alain Berset für die Skigebiete?
Wicki: Ja. Der Bundesrat wird diese Woche über eine Verordnungsänderung entscheiden, die hauptsächlich die Skigebiete betrifft. Die maximale Gästezahl auf den Skipisten soll entweder auf 60 Prozent des höchsten Vorjahreswerts oder auf maximal 80 Prozent des Durchschnitts der vergangenen fünf Jahre beschränkt werden.
Ich kann die Beschränkungspläne nicht wirklich unterstützen.
Ist das sinnvoll?
Ich verstehe einerseits den Gesundheitsminister, der sich für die Gesundheit der Bevölkerung einsetzt. Ich verstehe aber auch den Skiliftbügel-Geber, der um seine Existenz fürchtet. Ich persönlich kämpfe für letzteren, deshalb kann ich die Beschränkungspläne nicht wirklich unterstützen. Derzeit gibt es keine offensichtlichen Argumente dafür, dass eine Beschränkung nötig ist.
Was bedeutet der Vorschlag Bersets für die Bergbahnbetreiber?
Es stellen sich grosse Probleme bei der Umsetzung: Die Bergbahnbetreiber können mittels Skilaufabonnements zwar zählen, wie viele Leute einen Skitag beginnen, aber sie können nicht messen, wann jemand seinen Skitag beendet. Der Betreiber weiss also nicht, wie viele Leute er beispielsweise ab Mittag noch auf die Piste lassen kann.
Drei Wochen vor Weihnachten will man die Spielregeln ändern – das ist zermürbend.
Seit Wochen arbeiten die Skigebiete an ausgefeilten Schutzkonzepten, jetzt sollen kurz vor Saisonbeginn neue Beschränkungen kommen. Wie gross ist der Unmut darüber?
Er ist sehr gross. Die Betreiber haben bereits sehr viel Geld investiert, die Schutzkonzepte wurden vom BAG genehmigt. Jetzt will man drei Wochen vor Weihnachten die Spielregeln ändern. Das ist etwas zermürbend.
In der Deutschschweiz steigen die Corona-Fallzahlen wieder an. Bezahlen die Bergkantone also für die Versäumnisse der Unterländer?
Das ist etwas stark zugespitzt. Die ganze Schweiz gibt sich Mühe, trotzdem steigt mit jedem Tag die Wahrscheinlichkeit, dass man angesteckt wird oder zumindest in Quarantäne muss. Und man kann auch angesteckt werden, ohne sich falsch verhalten zu haben. Deshalb kann ich mich dieser Aussage so nicht anschliessen.
Würden Sie sagen, dass der Bundesrat jetzt vor jenen Nachbarländern einknickt, die das Skifahren verbieten?
Das ist tatsächlich das wahre Problem: Die Schweiz hat die Restaurants und Kinos nicht geschlossen, obschon das die Nachbarländer gemacht haben. Da sehe ich nicht ein, wieso sie sich gerade jetzt bei den Skigebieten anschliessen oder ihren Betrieb zumindest weiter einschränken soll. Das ist nur schwer nachvollziehbar.
Das Gespräch führte Marlen Oehler.