Gärtner möchte er werden, sagt ein Schüler der ersten Sekundarstufe in Stans im Kanton Nidwalden. Ein anstrengender Beruf. Ob er denn genügend Kraft dafür habe? «Safe!», antwortet er – sicher. Beweisen kann er es nicht. Denn statt an einer Berufsmesse mitanpacken zu können, wie es in anderen Jahren möglich war, sitzt der Schüler vor dem Bildschirm und lauscht einem Gärtner, der über seinen Beruf erzählt.
Nachteil gegenüber anderen Jahren
Wer in der Zentralschweiz die letzten 20 Jahre eine Real- oder Sekundarschule besucht hat, kennt die Zentralschweizer Bildungsmesse Zebi. Alljährlich strömen Tausende Schülerinnen und Schüler auf das Messegelände der Luzerner Allmend, um sich über mögliche Lehrberufe zu informieren. Während vier Tagen können sie mit den Profis sprechen, ihnen bei der Arbeit zuschauen und selbst Hand anlegen.
Nicht so dieses Jahr. Wegen der Coronapandemie findet die Zebi zum ersten Mal ausschliesslich digital statt. Für Messeleiter Markus Hirt klar ein Nachteil gegenüber anderen Jahren: «Übers Internet erlebt man den Beruf nicht gleich gut wie in der Halle.» Trotzdem sei er stolz, dass sie die Messe innert kürzester Zeit digitalisiert hätten. «Die Zebi hätte ja im November stattfinden sollen. Eine Woche vor Start mussten wir sie dann absagen. Danach blieben uns knapp vier Monate, um das Ganze ins Internet zu verlagern.»
Live-Vortrag zum Gärtnerberuf
Die Berufsverbände und Unternehmen hätten positiv reagiert. «Es war nicht schwierig, sie mit ins Boot zu holen. Ich musste niemanden überzeugen», sagt Hirt. Obwohl die Messe nach der Pandemie wieder in der Halle stattfindet, würden sie auch später von den Erfahrungen, die sie jetzt machen, profitieren. «Die Informationen über alle diese Berufe sind nun digital abgelegt. Das sind über 500 Text- und Filmbeiträge, die wir vorher nicht hatten.»
Text- und Videobeiträge, die sich nun die Stanser Schülerinnen und Schüler der 1. Sekundarklasse anschauen. Sie klicken sich durch die Beschriebe und Videos ihrer Wunschberufe. Oder aber sie nehmen an einem sogenannten Webinar teil, einem Live-Vortrag, der per Internet übertragen wird. Zum Beispiel eben jenem über den Gärtnerberuf.
Auf zur Schnupperlehre
Klassenlehrer Arktim Selimi hat schon einige Jahrgänge an die Zebi begleitet. Gegenüber der digitalen Ausgabe war er zuerst skeptisch. «Ich war nicht sicher, was uns da erwartet. Ob wir einfach vorgefertigte Videos serviert bekommen, oder ob tatsächlich auch ein wenig Interaktion möglich ist.» Ein wenig Interaktion ist tatsächlich möglich: Während der Live-Vorträge können sich die Schülerinnen und Schüler per Chat an die Profis wenden. Ein Junge etwa wollte wissen, ob er als Gärtner denn auch mit Maschinen arbeiten könne. «Ja», war die Antwort, «aber erst ab dem zweiten Lehrjahr.»
Selimi meint, die digitale Zebi sei sicher besser als gar nichts. Natürlich könnten sich die Schülerinnen und Schüler auch sonst per Internet informieren. Doch: «Hier lernen sie Betriebe aus der Umgebung kennen und bekommen eine Idee davon, wo sie schnuppern gehen könnten.» Die Schnupperlehre ist bei den meisten Berufen nach wie vor möglich. Da kann der Schüler, der Gärtner werden will, dann doch noch seine Kraft unter Beweis stellen. «Ich gehe in den Osterferien als Landschaftsgärtner schnuppern», sagt er. Der Live-Vortrag hat ihn zumindest nicht von diesem Vorhaben abgebracht.