Die ehemaligen Fußballfunktionäre Sepp Blatter und Michel Platini müssen sich vor einem Sondergericht in Muttenz (BL) wegen Betrugs verantworten. Die Fifa als Geschädigte wäre eigentlich Privatklägerin. Doch sie glänzte am ersten Prozesstag durch Abwesenheit.
Ein Fifa-Prozess ohne Fifa?
Die Fifa hat sich tatsächlich dispensieren lassen. Laut den Anwälten von Sepp Blatter und Michel Platini hat die Fifa jegliches Interesse am Prozess verloren. «Was ist ein Fussballspiel ohne gegnerische Mannschaft? Was ist eine Privatklage ohne Privatklägerin?», fragte Dominic Nellen, der Anwalt von Michel Platini. Die Fifa sei regelrecht abgetaucht.
Warum ist das relevant?
Die Verteidigung fühlt sich in ihrer These bestätigt, dass die Fifa den Prozess nur initiiert hat, um Michel Platini loszuwerden. Dieser galt als Favorit auf Sepp Blatters Nachfolge. Nachdem Blatter und Platini von ihren Ämtern zurücktreten mussten, war der Weg frei für die Wahl von Gianni Infantino zum Fifa-Präsidenten.
Welche Folgen hat das?
Weil die Fifa sich dispensieren liess und ihre Berufung bis heute nicht schriftlich begründet hat, entschied das Gericht am Montag, dass die Anschlussberufung der Fifa als zurückgezogen gelte. Die Bundesanwaltschaft kämpft nun also allein.
Wie wirkten die beiden Beschuldigten?
Mit altväterischem Charme beteuerte Sepp Blatter seine Unschuld. Mit Betrug habe er nichts zu tun. «Das bin ich einfach nicht!» So habe sein Vater ihn nicht erzogen. Platini wirkte geradezu beleidigt: Er verstehe bis heute nicht, warum die Bundesanwaltschaft sich mit ihm anlege.
Wie begründen Blatter und Platini die 2-Millionen-Zahlung?
Die beiden bleiben bei ihrer Geschichte: Platini habe ursprünglich als Lohn eine Million Franken pro Jahr verlangt. Das habe die Fifa damals nicht zahlen können, weil sie in den roten Zahlen steckte. Als die Fifa wieder Geld hatte, habe Platini Rechnung für eine Lohnnachzahlung gestellt. Und Blatter war der Meinung, die Fifa schulde Platini dieses Geld – auch wenn der schriftliche Vertrag einen deutlich geringeren Lohn vorsah.
Wie glaubwürdig ist das?
Glaubwürdig wirkte zumindest, dass beide überzeugt sind, alles habe seine Richtigkeit gehabt. Als ein Richter allerdings fragte, was mit der Rechnung passiert wäre, wenn Blatter nicht mehr Fifa-Präsident gewesen wäre, kam Blatter ins Stolpern und wusste nicht recht wie antworten. Platini hingegen gab sich kämpferisch: Er hätte das Geld auf dem Gerichtsweg eingetrieben. «Ein Wort ist ein Wort», sagte er.
Wie geht es weiter?
Das Urteil gegen Sepp Blatter und Michel Platini wird am 25. März verkündet. Der Entscheid kann ans Bundesgericht weitergezogen werden.