Beim Prozess vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona ging es um eine umstrittene Zahlung von zwei Millionen Franken des Weltfussballverbands Fifa an Michel Platini. Die Bundesanwaltschaft warf dem früheren Fifa-Präsidenten Joseph Blatter und dem ehemaligen Uefa-Chef Michel Platini Betrug zulasten der Fifa vor; die Zahlung im Jahr 2011 sei missbräuchlich gewesen. Doch die Richterin und die Richter in Bellinzona kamen zum Schluss, es sei «durchaus plausibel», dass Blatter und Platini 1998 eine entsprechende mündliche Vereinbarung getroffen hätten. Demnach habe das Geld Platini zugestanden – für seine mehrjährige Tätigkeit als Berater der Fifa.
Genugtuung für Blatter und Platini
Für Blatter und Platini bedeutet der Freispruch eine enorme Genugtuung: Die beiden hatten im Weltfussball jahrelang eine prägende Rolle gespielt. Doch durch die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft wurden ihre Funktionärskarrieren jäh gestoppt: Die Fifa verbannte sie deswegen aus allen Ämtern. In der Folge waren sie geächtet. Nun ist ihre Ehre wiederhergestellt, ihre Weste reingewaschen. Entsprechend erleichtert zeigten sie sich nach der Urteilsverkündung in Bellinzona.
Schlappe für die Fifa
Peinlich ist das Urteil hingegen für die Fifa: Der Weltfussballverband war beim Prozess als Privatkläger aufgetreten. Seine Vertreterin trat vor Gericht äusserst angriffig auf und verlangte die Zahlung der zwei Millionen Franken zurück. Das Gericht trat allerdings nicht auf diese Forderung ein: Nicht nur erhält die Fifa also das Geld nicht zurück, sondern der Freispruch zieht auch die Verbannung von Blatter und Platini in Zweifel. Denn diese wird nun juristisch nicht gestützt.
Schiefes Licht auf Infantinos Aufstieg
Kommt hinzu, dass der heutige Fifa-Präsident Gianni Infantino 2016 nur die Spitze der Fifa übernehmen konnte, weil Platini durch die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft ausgeschaltet worden war und so nicht selbst Nachfolger von Joseph Blatter werden konnte. Wenn nun die Verbannung von Blatter und Platini nicht juristisch gestützt wird, wirft dies auch ein schiefes Licht auf Infantinos Aufstieg auf den Fifa-Thron.
Debakel für die Bundesanwaltschaft
Gar noch düsterer sieht die Sache für die Bundesanwaltschaft aus: Es war der damalige Bundesanwalt Michael Lauber gewesen, der 2015 die Fifa als Ziel ausmachte und beim Weltfussballverband wegen Korruption und Mauscheleien ausmisten wollte. Über 20 Verfahren strengte die Bundesanwaltschaft im Zusammenhang mit der Fifa an.
Doch der Berg hat eine Maus geboren: Nur gerade drei Verfahren mündeten überhaupt in einer Anklage. Dabei gab es in einem weniger wichtigen Fall eine Verurteilung. Doch die Hauptverfahren versandeten entweder oder sie verjährten – wie vor zwei Jahren der Prozess um das «Sommermärchen» rund um die Fussball-WM 2006 in Deutschland.
Und im letzten Prozess gab es schliesslich zwei Freisprüche. Dies führt zum Schluss: Für die Bundesanwaltschaft ist der ganze Fifa-Komplex ein einziges Debakel.