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Blatters Berufungsprozess Fifa-Prozess geht in die zweite Runde – an ungewohntem Ort

Die ehemaligen Fussballfunktionäre Sepp Blatter und Michel Platini müssen vor einem Sondergericht in Muttenz antraben.

Worum geht es? Im Jahr 2011 überwies die «alte» Fifa unter Sepp Blatter – der im gleichen Jahr für seine Wiederwahl auf Stimmen angewiesen war – dem damaligen Uefa-Präsidenten Michel Platini zwei Millionen Franken. Legitimes Honorar oder Korruption? Diese Frage muss die Justiz klären.

Was bisher geschah: Das Bundesstrafgericht in Bellinzona sprach Sepp Blatter und Michel Platini im Sommer 2022 frei. Die Bundesanwaltschaft und die «neue» Fifa unter Gianni Infantino legten Berufung ein. Deshalb kommt es jetzt erneut zum Prozess.

Was wird den ehemaligen Fussballfunktionären vorgeworfen? Laut Bundesanwaltschaft gibt es keinen legitimen Grund für die Zahlung, Blatter habe Platini begünstigt. Platini habe der Fifa für seine Beratertätigkeit zwischen 1998 und 2002 jedes Jahr – wie schriftlich vereinbart – 300'000 Franken in Rechnung gestellt, und die Fifa habe immer gezahlt. Blatter und Platini hätten die Fifa mit einer fiktiven Rechnung arglistig darüber getäuscht, dass sie Platini zusätzlich noch zwei Millionen Franken schulde – das sei Betrug.

Der tiefe Fall von zwei Fussballgrössen

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Der Franzose Michel Platini war in den 80er-Jahren einer der besten Fussballer der Welt. Später wurde er Präsident des europäischen Fussballverbands Uefa. Und der Walliser Sepp Blatter war 40 Jahre beim Weltfussballverband Fifa, fast 20 Jahre davon als Präsident. Dann das abrupte Karriereende: Als die Justiz 2015 zu ermitteln begann, wurden Blatter und Platini von der Fifa gesperrt und mussten ihre Ämter abgeben. Zwar sprach das Bundesstrafgericht die beiden 2022 frei, doch die Bundesanwaltschaft zog den Fall weiter. Bis ein rechtskräftiges Urteil vorliegt, kann es noch dauern. Doch die Zeit eilt: Sepp Blatter feiert bald seinen 89. Geburtstag. Michel Platini ist 69 Jahre alt. Zudem nimmt das Strafverfolgungsinteresse ab, je länger eine mögliche Straftat zurückliegt.

Was sagt die Verteidigung? Bei der Zahlung handle es sich um eine nachträgliche Lohnzahlung für Beratermandate. Die Überweisung sei also völlig legitim. Es seien sogar Sozialbeiträge abgezogen worden, und Platini habe die zwei Millionen ordentlich versteuert.

Mann hebt freudig die Hände
Legende: Sepp Blatter freut sich im Sommer 2022 sichtlich über den Freispruch des Bundesstrafgerichts in Bellinzona. KEYSTONE/Ti-Press/Alessandro Crinari

Was ist der Knackpunkt? Dass Platini für seine Beratertätigkeit so viel Geld bekommt, haben die beiden Fussballfunktionäre nur per Handschlag abgemacht. Der schriftliche Vertrag sah einen geringeren Lohn vor. Zudem erfolgte die Zahlung erst 2011 – also fast zehn Jahre nach Beendigung der Beratertätigkeit.

Lachender Mann
Legende: Der frühere Uefa-Präsident Michel Platini stellt sich nach dem Freispruch im Sommer 2022 den Medien. KEYSTONE/Ti-Press/Alessandro Crinari

Warum findet der Prozess in Muttenz statt? Weil der Präsident der Berufungskammer früher bei der Bundesanwaltschaft die Ermittlungen gegen Blatter leitete, findet der Berufungsprozess wegen Befangenheit an einem Sondergericht statt. Die Richter wurden per Los bestimmt. Weil der vorsitzende Richter zufällig aus dem Kanton Basel-Landschaft kommt, findet die Verhandlung am Strafjustizzentrum in Muttenz statt.

Blick auf ein Gebäude
Legende: Das Strafjustizzentrum Muttenz wird aufgrund eines Zufalls zum Ort des Geschehens. KEYSTONE/Christian Beutler

Ist das ein Problem? Die ausserordentliche Berufungskammer setzt sich aus drei kantonalen Richtern zusammen. Zwei haben sich gemäss ihrem Lebenslauf eher auf Zivilrecht spezialisiert, was bei einem Straffall nicht ideal ist. Der Dritte immerhin war jahrelang Strafrichter und arbeitete eine Zeit lang bei einer Staatsanwaltschaft.

Wer hat die beiden angeschwärzt?

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Am Prozess wird auch eine Frage sein, woher die Bundesanwaltschaft von der dubiosen Überweisung wusste. Die Zeugenaussagen widersprechen sich in diesem Punkt. Möglicherweise ist die Bundesanwaltschaft bei Hausdurchsuchungen im Mai 2015 darauf gestossen, als sie mutmassliche Korruption bei der Vergabe von Fussball-Weltmeisterschaften untersuchte. Manche verdächtigen aber auch Gianni Infantino, der Bundesanwaltschaft den Tipp gegeben zu haben, um Platini – der als Blatters Nachfolger gehandelt wurde – aus dem Weg zu räumen und selbst Fifa-Präsident zu werden.

Wie geht es weiter? Die Berufungsverhandlung dauert bis mindestens am 6. März. Mitte März sind zwei Reservetage vorgesehen. Am 25. März wird das Urteil mündlich eröffnet. Der Entscheid wird ans Bundesgericht weitergezogen werden können.

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Echo der Zeit, 2.3.2025, 18:00 Uhr

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