Worum geht es? Im Jahr 2011 überwies die «alte» Fifa unter Sepp Blatter – der im gleichen Jahr für seine Wiederwahl auf Stimmen angewiesen war – dem damaligen Uefa-Präsidenten Michel Platini zwei Millionen Franken. Legitimes Honorar oder Korruption? Diese Frage muss die Justiz klären.
Was bisher geschah: Das Bundesstrafgericht in Bellinzona sprach Sepp Blatter und Michel Platini im Sommer 2022 frei. Die Bundesanwaltschaft und die «neue» Fifa unter Gianni Infantino legten Berufung ein. Deshalb kommt es jetzt erneut zum Prozess.
Was wird den ehemaligen Fussballfunktionären vorgeworfen? Laut Bundesanwaltschaft gibt es keinen legitimen Grund für die Zahlung, Blatter habe Platini begünstigt. Platini habe der Fifa für seine Beratertätigkeit zwischen 1998 und 2002 jedes Jahr – wie schriftlich vereinbart – 300'000 Franken in Rechnung gestellt, und die Fifa habe immer gezahlt. Blatter und Platini hätten die Fifa mit einer fiktiven Rechnung arglistig darüber getäuscht, dass sie Platini zusätzlich noch zwei Millionen Franken schulde – das sei Betrug.
Was sagt die Verteidigung? Bei der Zahlung handle es sich um eine nachträgliche Lohnzahlung für Beratermandate. Die Überweisung sei also völlig legitim. Es seien sogar Sozialbeiträge abgezogen worden, und Platini habe die zwei Millionen ordentlich versteuert.
Was ist der Knackpunkt? Dass Platini für seine Beratertätigkeit so viel Geld bekommt, haben die beiden Fussballfunktionäre nur per Handschlag abgemacht. Der schriftliche Vertrag sah einen geringeren Lohn vor. Zudem erfolgte die Zahlung erst 2011 – also fast zehn Jahre nach Beendigung der Beratertätigkeit.
Warum findet der Prozess in Muttenz statt? Weil der Präsident der Berufungskammer früher bei der Bundesanwaltschaft die Ermittlungen gegen Blatter leitete, findet der Berufungsprozess wegen Befangenheit an einem Sondergericht statt. Die Richter wurden per Los bestimmt. Weil der vorsitzende Richter zufällig aus dem Kanton Basel-Landschaft kommt, findet die Verhandlung am Strafjustizzentrum in Muttenz statt.
Ist das ein Problem? Die ausserordentliche Berufungskammer setzt sich aus drei kantonalen Richtern zusammen. Zwei haben sich gemäss ihrem Lebenslauf eher auf Zivilrecht spezialisiert, was bei einem Straffall nicht ideal ist. Der Dritte immerhin war jahrelang Strafrichter und arbeitete eine Zeit lang bei einer Staatsanwaltschaft.
Wie geht es weiter? Die Berufungsverhandlung dauert bis mindestens am 6. März. Mitte März sind zwei Reservetage vorgesehen. Am 25. März wird das Urteil mündlich eröffnet. Der Entscheid wird ans Bundesgericht weitergezogen werden können.