Die Armee soll digitalisiert werden. Kommandoposten im Bunker, Kampftruppen am Boden, Piloten in der Luft – alle sollen voneinander wissen, wer wo was macht. Auch das neue Luftüberwachungssystem SkyView gehört in diesen Verbund einer digitalen Armee. Aber SkyView braucht Rechenpower, breite Datenleitungen, leistungsfähige Computer. Das Problem ist nicht SkyView, sondern die Infrastruktur im Hintergrund.
In einer Stellungnahme schreibt das VBS dazu: «Das einsatzkritische Echtzeitsystem stellt höhere Anforderungen an die Rechenzentren VBS als angenommen. Dadurch entstehen Mehrkosten bei SkyView in den Bereichen Netzwerk und Verschlüsselung sowie bei den Rechenzentren VBS für zusätzliche Hardware.»
Zu schwach für das neue System
Die Server, Computer, Schnittstellen und die Leitungen sind also zu schwach für SkyView. Es scheint, dass diese Abklärung vor der Beschaffung vergessen gingen. Oder ungenügend gemacht worden sind. Eine Verdoppelung der Kosten von 155 Millionen auf über 300 Millionen Franken ist die Folge.
Das ist wie, wenn man ein Auto kauft und vergisst, dass man noch Räder haben muss.
Matthias Stürmer ist Professor an der Berner Fachhochschule und Wirtschaftsinformatiker. Er kennt das Beschaffungswesen und die IT-Industrie. Aus seiner Sicht ist da was Gröberes schiefgelaufen: «Wenn diese Aussagen so stimmen, dass man wirklich sowohl die Integration als auch die Hardware übersehen hat, erstaunt mich das. Das ist wie, wenn man ein Auto kauft und vergisst, dass man noch Räder haben muss.»
Er zieht ein sehr kritisches Fazit: «Dann scheint es letztlich an Kompetenzen zu mangeln, um so grosse IT-Projekte finanziell und inhaltlich zuverlässig zu steuern.»
Politik fordert Antworten
Auch die Politik will genauer wissen, was vorgefallen ist. Denn sie wird in den nächsten Jahren mehr Geld für die Armee ausgeben wollen. Mauro Tuena von der SVP ist Präsident der sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrates.
Er ist ein Armeefreund, der hier von einem unschönen Vorfall spricht: «Es ist nicht so, dass wir diese zusätzlichen Kosten – es ist eine Kostenüberschreitung von 100 Prozent – einfach bewilligen. Da muss sich das VBS detailliert erklären und dann schauen, ob wir sie bewilligen.»
Es ist nicht so, dass wir diese zusätzlichen Kosten einfach bewilligen.
Er sagt harte Diskussionen und kritische Fragen in seiner Kommission voraus. Ob das VBS überhaupt solch grosse und komplexe Digitalisierungsprojekte umsetzen kann, dazu will sich Tuena nicht äussern, bevor die Gründe für die Mehrkosten bekannt sind.
Auch das VBS will Klarheit. Bundesrätin Viola Amherd hat bei einer Wirtschaftsprüfgesellschaft eine externe Prüfung in Auftrag gegeben. Die Resultate sollen dann veröffentlicht werden.