Während in der Schweiz der Ausbau der Windenergie harzt, macht die BKW im Ausland Tempo. Der bernische Energiekonzern gab jüngst bekannt, dass er das grösste bereits bewilligte Windkraftprojekt in Italien kauft.
Ab 2025 sollen insgesamt 31 Windturbinen im süditalienischen Apulien 130 Megawatt Leistung bringen. Dazu kommen Windparks in Schweden, wie die BKW im Juni mitteilte. Damit werde man das Ziel «deutlich übertreffen», bis 2026 mit erneuerbaren Energien mindestens 1000 Megawatt Leistung zu betreiben.
Als in der Schweiz das grösste Solarkraftwerk Europas entstand
Einst sorgte die BKW auch in der Schweiz für einen Quantensprung bei den Erneuerbaren: 1992 weihte sie auf dem Mont Soleil im Berner Jura das damals grösste Solarkraftwerk Europas ein. Gleich daneben steht auch 2023 der noch immer grösste Windpark der Schweiz.
«Wir müssen die Genehmigungsverfahren beschleunigen und neue Kraftwerke rascher realisieren können», sagte BKW-Chef Robert Itschner jüngst im Interview mit SRF. Ein Grossprojekt verfolgt die BKW auf dem Flughafen Bern: Dort will sie die grösste Freiflächen-Solaranlage der Schweiz bauen.
Belle Epoque befeuerte Stromnachfrage
Ohne Pioniergeist wäre die BKW gar nie entstanden, die in diesen Wochen ihr 125-Jahre-Jubiläum zelebriert. Im Jahr 1898 gründeten die Stadt Biel und einige Nachbargemeinden die «Aktiengesellschaft Elektrizitätswerke Hagneck».
Der Widerstand der Bevölkerung war ein Korrektiv.
Mit Risikokapital der Banken gelang es, eines der ersten grossen Wasserkraftwerke in der Schweiz zu bauen. «Bern war damals noch stark von der Agrarwirtschaft geprägt. Trotzdem setzte man auf die Wasserkraft», sagt die Wirtschaftshistorikerin Anna Amacher im Gespräch mit SRF.
In den aufstrebenden Zeiten der «Belle Epoque» entstanden viele neue Hotels. Einige warben etwa mit beleuchteten Wasserfällen oder elektrischem Licht in den Zimmern. Ebenso wurden Telegrafennetze und Bahnlinien geplant und gebaut. Wie etwa der Lötschbergtunnel, dessen Bau 1907 startete.
BKW musste Strom für Lötschberg-Bahnlinie liefern
Um unabhängig von Kohleimporten zu sein, planten die Verantwortlichen die revolutionäre Bahnlinie durch die Alpen von Anfang an elektrisch. «Die BKW musste dabei den Strom zu annehmbaren Preisen an die BLS liefern», so Amacher weiter.
Die Aktiengesellschaft heisst seit 1909 BKW. Das Unternehmen ist zwar auf dem Papier unabhängig, mit 52 Prozent der Aktien ist der Kanton Bern aber nach wie vor Mehrheitsaktionär. Diese hybride Form sorgt bis heute für Spannung. Immer wieder sind ebenso Rufe nach Privatisierung wie Verstaatlichung laut geworden. «All diese Anläufe sind im Sand verlaufen. Die Machtbalance hat sich bis heute gehalten», so Amacher.
Widerstand gegen Stromprojekte hält bis heute an
Immer wieder gab es jedoch Widerstand gegen Grossprojekte der BKW. Sie zankte sich etwa mit der Stadt Bern um den Bau der Staumauer am Wohlensee, dessen Kraftwerk 1920 den Betrieb aufnahm.
Ebenso stellte sich die Bevölkerung gegen den Bau von Speicherkraftwerken im Berner Oberland oder eines Atomkraftwerkes in Graben im Oberaargau.
«Der Widerstand der Bevölkerung war ein Korrektiv und spiegelt die wandelnden Ansprüche an Elektrizitätsunternehmen wider», bilanziert Amacher.
Die Proteste halten bis heute an: Die BKW will mit Partnern am Trift eine Staumauer bauen und die Staumauer des Grimselsees erhöhen, um mehr Winterstrom zu produzieren. Dagegen kämpften Umweltverbände bis heute an.