In den Verwaltungsräten staatsnaher Betriebe in Basel-Stadt müssen seit rund zehn Jahren je mindestens ein Drittel Frauen und Männer sitzen. Die Basler Stimmbevölkerung sagte 2014 mit 57 Prozent Ja zu dieser Geschlechterquote. Basel-Stadt war der erste Kanton mit einer solchen Vorgabe. Und er ist es bis heute geblieben.
Nun zeigt sich in Basel: Die Quoten zeigen Wirkung. Sassen vor zehn Jahren im Schnitt rund 17 Prozent Frauen in den Verwaltungsräten staatsnaher Betriebe wie Kantonalbank oder Universitätsspital, sind es heute fast die Hälfte. Also mehr als gesetzlich vorgeschrieben.
Gesprächskultur wandelt sich
Mit dem höheren Frauenanteil habe sich auch die Gesprächskultur innerhalb der Gremien verändert. «Das Kommunikationsverhalten ist ein anderes. Man kommt mehr zu Wort als Frau und kann sich manchmal auch in einer anderen Sprache ausdrücken», sagt Monika Naef, die im Verwaltungsrat der Industriellen Werke Basel (IWB) sitzt.
Und IWB-Verwaltungsratskollegin Regula Dietrich betont: «Es ist wichtig, dass in Diskussionen unterschiedliche Perspektiven hereingebracht werden.»
Die IWB gilt als Vorzeigebeispiel in Basel-Stadt, was die Frauenquote im Verwaltungsrat betrifft. Hier sind die Frauen mittlerweile mit 60 Prozent sogar in der Mehrheit im Verwaltungsrat.
Aber nicht nur die IWB, der Kanton generell habe vorwärtsgemacht beim Thema Frauenförderung, bestätigt Eveline Sturm, Co-Leiterin der Abteilung Gleichstellung im Kanton. Dies färbe auch auf private Unternehmen ab, wo der Frauenanteil ebenfalls zunimmt.
Ist eine Quote demnach der Schlüssel zum Erfolg in der Frauenförderung? «Wenn es um das Bild geht, ganz sicher. Eine Steigerung von 17 auf 50 Prozent ist massiv», sagt Inés Mateos, Expertin für Bildung und Diversität, die unter anderem an der Fachhochschule Nordwestschweiz unterrichtet.
Aber nur das Bild zu verändern, reiche nicht. Es brauche auch einen Wandel in der Kultur der Unternehmen. «Es stellen sich viele Fragen wie: Wie viele Frauen sind es insgesamt? Was haben diese für ein Selbstverständnis? Wie sind sie miteinander vernetzt?»
Eine Quote sei durchaus ein sinnvolles Instrument, ein Startschuss für einen grösseren Wandel, sagt Mateos weiter. Das hätten auch andere Länder schon vorgemacht. So habe Spanien als erstes Land in Europa die Geschlechterquote eingeführt, es folgten Norwegen, Island und später auch Deutschland. In der Schweiz dagegen gelten bei börsenkotierten Unternehmen lediglich Richtwerte. Gesetzliche Vorgaben kennt nur Basel-Stadt.
Reine Männergremien sind passé
Mateos ist zuversichtlich, dass auch in anderen Kantonen ein Wandel stattfindet. «Es kommen neue Generationen mit anderen Wertvorstellungen.» Veränderung bräuchten halt auch immer Zeit, sagt die Expertin für Diversität. Bei den Verwaltungsratsgremien in der Schweiz zumindest sei der Frauenanteil in den letzten Jahren langsam, aber stetig gestiegen und liege aktuell bei knapp einem Drittel.
Wir müssen noch ganz viel machen in der Schweiz.
Klar sei: Die reinen Männergremien seien passé, ist IWB-Verwaltungsrätin Regula Dietrich überzeugt. «Dieser Wandel lässt sich nicht mehr aufhalten.» Und Monika Naef hofft, dass generell auch in herkömmlichen Männerberufen der Frauenanteil steige. Hier gäbe es noch viel zu tun. «Wir müssen noch ganz viel machen in der Schweiz. Damit es selbstverständlich ist, dass Frauen und Männer, das Lebensmodell wählen können, das sie für sich als richtig empfinden.»