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Biodiversität Die Tage der Schottergärten im Kanton Solothurn sind gezählt

Eine Wohnbau-Genossenschaft in Dulliken hat schon jetzt den Steinen den Rücken gekehrt.

Noch vor einem Jahr dominierten Steine den Gartenbereich rund um das Mehrfamilienhaus Bodenacker in Dulliken SO. Zwischen einem breiten Kies-Rundbogen gab es nur eine kleine grüne Oase mit einem Spielplatz. Die Mieterinnen und Mieter waren schon lange nicht mehr zufrieden mit dem grauen Ausblick.

«Zwischen den Steinen hat sich hartnäckiges Unkraut angesammelt, das kaum mehr wegzukriegen war», erzählt Heinz Bolliger, Präsident der Eisenbahnbaugenossenschaft Kienberg-Olten. «Ausserdem war es sehr aufwendig, ständig die Steine wieder wegzukehren.» Darum entscheidet sich die Genossenschaft, den Aussenbereich komplett umzugestalten.

Die Rückmeldungen der Mieterinnen und Mieter seien durchwegs positiv, sagt Bolliger. «Wir wollten wieder Leben um das Haus und das haben wir erreicht.» Auch wenn der Umbau des Gartens rund 50'000 Franken kostete, ist für Bolliger klar: «Der Schritt hat sich gelohnt.»

Wir haben kaum noch Anfragen für Steingärten.
Autor: Oliver von Arx von Arx Blumen und Garten

Ausgeführt hat die Umgestaltung Oliver von Arx und sein Firmen-Team. Mit dem Ergebnis ist er zufrieden. Dass im Kanton Schottergärten künftig nicht mehr erlaubt sind, findet er gut. Aktuell sei aber noch nicht ganz klar, wie die Regelung ausgelegt wird. «Was als minimal bepflanzt gilt, ist noch nicht schlüssig definiert.» Das müsse erst noch sauber geregelt werden.

Neues Gesetz zu Schottergärten

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Im Gesetz des Kantons Solothurns steht:

«Das Anlegen von Stein- und Schottergärten, die nicht als anrechenbare Grünfläche gelten, ist untersagt.»

Doch was gilt als anrechenbare Grünfläche? Victor von Sury vom Rechtsdienst des kantonalen Baudepartements erklärt:

«Wenn unter einem Schottergarten ein Flies, eine Plastikfolie oder eine Betonschicht verlegt ist, sind die Gärten nicht versickerungsfähig. Sie haben keinen natürlichen Bodenaufbau und zählen nicht zur Grünfläche dazu. Aber: Wenn man einen minimal begrünten Schottergarten anlegt, sprich das Wasser versickern kann, die Pflanzen daraus wachsen können und so der Garten minimal bepflanzt ist, dann zählt dieser zur Grünfläche und ist weiterhin erlaubt.

Für von Arx ändert sich mit dem Verbot im Kanton Solothurn nicht viel. Seit Jahren nehme das Interesse an Steingärten ab. «Wir erhalten kaum noch Anfragen.» Und wenn doch, habe er stets versucht, einen guten Mittelweg zu finden. «Pflanzen sollten in einem Garten im Vordergrund stehen», so von Arx.

Unternehmerverband bestätigt Entwicklung

Bei Jardin Suisse, dem Unternehmerverband der Gärtner, ist man über das Verbot im Kanton Solothurn nicht begeistert. «Wir hätten es eher begrüsst, wenn beim Thema Biodiversität besser sensibilisiert und informiert würde», sagt Thomas Pfyffer, Leiter Kommunikation bei Jardin Suisse.

Wie handhaben es andere Kantone?

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Solothurn ist nicht der einzige Kanton, der sich mit dem Thema Schottergärten beschäftigt.

Auch im Kanton Aargau gab es einen Vorstoss im Parlament, der Schottergärten verbieten will. Der Regierungsrat lehnt ein Verbot jedoch ab und will stattdessen auf ein gesamtheitliches Konzept setzen, dass Biodiversität fördert.

Im Kanton Zürich hat das Parlament im Frühling dieses Jahres einem Verbot von Schottergärten zugestimmt. Laut dem kantonalen Baudepartement gilt das für Neubauten, aber auch bei grösseren Umbauten. Die neue Regelung gilt voraussichtlich ab Dezember.

Auch in Deutschland haben einige Bundesländer Schottergärten explizit verboten.

Pfyffer beobachtet sowieso eine Entwicklung weg von kahlen Steingärten und hin zu Grünflächen. «Die Botschaft, wie wichtig Biodiversität und eine sinnvolle Bepflanzung sind, ist bei den Leuten angekommen.» Inzwischen seien Steingärten teilweise fast schon verpönt.

Zurück nach Dulliken: Dort geht die Gartenarbeit nächstes Jahr weiter. Auch auf der anderen Seite des besagten Mehrfamilienhauses wartet nämlich noch eine weitere Steinfläche auf die Umgestaltung.

Über die Veränderung freut sich auch Linus Steger. Der Hauswart und Liegenschaftsverwalter lebt seit 40 Jahren in der Siedlung. «Der Steingarten war einfach nicht schön anzuschauen. Im Sommer heizten die Steine richtig auf und das Jäten ist äusserst mühsam.» Seit der Umgestaltung sei es merklich kühler im Sommer, so Steger. Und: «Ich höre jetzt auch wieder die Vögel pfeifen.»

Schweiz Aktuell, 2.10.2024, 19:00 Uhr ; 

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