Die Bilder sind verstörend: Hunde liegen in kargen Zwingern in ihrem eigenen Blut. Sie sind im Todeskampf sich selbst überlassen. Ohne Betreuung, ohne Fürsorge, ohne Erlösung. Es sind junge Beagles, denen für Versuche im Auftrag der Schweizer Biotechfirma Inthera eine hohe Dosis einer Substanz verabreicht wurde. Nun verbluten sie und sterben qualvoll.
Gefilmt hat dies ein Mitarbeiter der Tierschutzorganisation Soko Tierschutz. Anfang Jahr schleuste er sich als Pfleger im Tierversuchslabor LPT in der Nähe von Hamburg ein. Während mehrerer Monate dokumentierte er die Vorgänge im Innern.
Keiner der Hunde verlässt das Labor lebend
Die Bilder zeigen, wie man den Hunden einen Schlauch in den Magen einführt und eine Testsubstanz eintrichtert. Ziel: Diejenige Dosis zu finden, bei der schwere Nebenwirkungen – bis hin zum Tod – eintreten. Am Ende werden die Tiere in der Regel getötet und obduziert. Keines verlässt das Labor lebend.
Die Szenen belegen, wie die Hunde vor ihrem Tod unnötig leiden. «In der Nacht waren die Tiere sich selbst überlassen. Im schlimmsten Todeskampf mussten sie auf kalten Fliesen liegen. Man hat sie nicht erlöst, sondern sterben lassen.» sagt Friedrich Mülln von Soko Tierschutz.
«Hunde sind jämmerlich verreckt»
Über die Hälfte der Versuchstiere verendete so in den Zwingern. Niemand schien sich um die sterbenden Tiere zu kümmern, als wäre das normal bei solchen Tests. Damit verstiess das Labor gegen internationale Tierschutz-Bestimmungen.
«Vorgesehen ist, dass die Tiere, wenn es ihnen schlecht geht, rechtzeitig eingeschläfert werden. Nicht dass sie einfach verenden in ihrem Blut», sagt Julika Fitzi von der Fachstelle Tierversuche beim Schweizer Tierschutz. In der Schweiz sei so ein Versuch ohne Betreuung in der Nacht nicht erlaubt.
So ein Versuch sei in Deutschland einfacher durchzuführen, so Fitzi: «Es ist günstiger und die Bewilligung ist einfacher. Der Test muss angezeigt werden bei der Behörde, und wenn keine Rückmeldung kommt, dann kann das Labor starten.»
Brisant: Nach dem Tod der ersten Tiere änderte das Labor in Absprache mit dem Schweizer Auftraggeber Inthera sogar den Plan und brachte noch weitere Hunde in den Versuch.
Behörden ermitteln gegen Labor
Zu den «Kassensturz»-Fragen nimmt Inthera Bioscience nicht konkret Stellung und schreibt, die Behörden hätten alle Studien genehmigt und überwacht. Und weiter: «Bis Inthera Klarheit über den Sachverhalt hat, wird die Firma keine weitere Zusammenarbeit mit dem von Ihnen genannten Dienstleiter aufnehmen.»
Auch der Dienstleister, Labor LPT, beantwortet keine konkreten Fragen. Solche Studien seien vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Und: «Unsere Tierhaltung wurde noch nie beanstandet.» Das zuständige Veterinäramt hat auf die Recherchen reagiert und Ermittlungen gegen LPT aufgenommen.