Vor fünf Jahren machte Adam Quadroni systematische Preisabsprachen im Bündner Baugewerbe publik, in die er selbst als Bauunternehmer involviert gewesen war, bis er nicht mehr mitmachen wollte und an die Öffentlichkeit ging. Adam Quadroni hat heute kein Einkommen mehr und ist verschuldet. Sein Bauunternehmen hat er verloren.
Nun hat das Schweizerische Handelsamtsblatt vor zwei Wochen öffentlich gemacht, dass Quadronis Immobilien konkursamtlich versteigert werden: Das Wohnhaus in Ramosch im Unterengadin mit Garage und Anbau wird dabei auf rund 1.7 Millionen Franken geschätzt.
Es ist unerträglich. Mein Haus ist das Letzte, was mir noch Halt gegeben hat.
Neben verschiedenen Grundstücken soll auch seine Jagdhütte mit Umschwung versteigert werden. Konkursamtlich geschätzter Wert: 110'000 Franken. Er stehe vor dem Nichts, sagt Quadroni: «Es ist unerträglich. Mein Haus ist das Letzte, was mir noch Halt gegeben hat.»
Umstrittener Zeitpunkt für Publikation der Versteigerung
Sein Anwalt Matthias Brunner stört sich am Zeitpunkt der Ankündigung der Versteigerung. Dieser sei sehr kurzfristig – und erst noch vor den Sommerferien, was die Qualität der Angebote schmälern könnte: «So hat Herr Quadroni keine Chance, selbst eine Lösung zu finden – zum Beispiel mit der Regierung. Es geht schlicht darum, dass potenzielle Käufer, die beachtliche Summen investieren würden, keine Zeit haben, um seriöse Gebote zu prüfen. Es besteht das Risiko, dass das Haus zum Schnäppchenpreis verhökert werden könnte, auf Kosten von Herrn Quadroni.»
Das Betreibungs- und Konkursamt Unterengadin weist die Vorwürfe zurück. Auf Anfrage von SRF hält es fest, dass das Vorgehen Usus sei: «Die zwei Monate sind im üblichen Rahmen, so haben wir auch andere Versteigerungen abgewickelt.»
Offizieller Dank, keine Entschädigung
Die für die Causa Baukartell eingesetzte parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) des Bündner Grossen Rates hat vor zwei Jahren ihren Bericht abgeschlossen. Danach wurde Quadroni seitens der Bündner Regierung «Respekt, Dank und Anerkennung» ausgesprochen. Gespräche über eine finanzielle Entschädigung für Quadroni liegen aber seit einem ersten Gespräch auf Eis: «Es gab vor anderthalb Jahren eine Auslegeordnung mit einer Delegation der Regierung. Danach erhielten wir aber die Mitteilung, dass die Regierung zuerst die weiteren Verfahren abwarten wolle», sagt Quadronis Anwalt.
Es ist unbestritten, dass der Kanton von Herrn Quadronis Zivilcourage profitiert hat. Da dürfte sehr viel Geld eingespart worden sein.
Laut Matthias Brunner gehe es auch um eine Entschädigung für das, was der Whistleblower für den Kanton geleistet habe: «Es ist unbestritten, dass der Kanton von Herrn Quadronis Zivilcourage profitiert hat. Da dürfte sehr viel Geld eingespart worden sein. Mittlerweile sind es sicher Millionenbeträge, die dank Quadronis Tätigkeit dem Kanton zugeflossen sind.»
Die Bündner Regierung hat sich bis heute nicht konkret zu einer Entschädigung geäussert. Zurzeit ist das also offen. Quadroni erachtet es als ungünstig, dass ausgerechnet jetzt die Versteigerung seines Hauses angekündigt worden sei: «Ich erhoffe mir eine gute, faire und annehmbare Lösung – für die Liegenschaften und auch für mich persönlich.»