- Mit einem Förderprogramm will der Bund die Entwicklung von Covid-19-Arzneimitteln vorantreiben.
- Dies hat der Bund im Mai angekündigt. 50 Millionen Franken will er dafür aufwenden.
- Bis Anfang Woche konnten Unternehmen, Spitäler oder auch Hochschulen Projekte einreichen. Nun beginnt die Selektion.
Dutzende Forscherinnen und Forscher suchen derzeit auch in der Schweiz nach Wirkstoffen gegen Corona. Wie viele Projekte es genau sind, wissen selbst die Branchenkenner nicht. Doch klar ist: Geld für Forschung und Entwicklung brauchen alle. Dass der Bund nun Projekte mitfinanziert, kommt bei Forschenden gut an.
Christian Burri, Experte für Infektionskrankheiten am Schweizerischen Tropen und Public Health Institut in Basel sagt: «Es ist besonders hilfreich, weil die Schweiz wegen der Einstellung des Rahmenabkommens aus den europäischen Forschungsprogrammen ausgeschlossen wurde.»
Standortnachteil wegen gescheitertem Rahmenabkommen
Das Programm komme zwar spät, aber gerade zur rechten Zeit, sagt Burri. «Im Moment haben wir ein unglaubliches Problem in der Forschung in der Schweiz. Wir können nicht mehr kompetitiv in den grossen europäischen Programmen teilnehmen. Das ist ein riesiger Standortnachteil für die Forschung – und diese ist ein enorm wichtiger Teil der Schweizer Wirtschaft.» Denn ohne Innovation sei die Schweiz für die Zukunft schlecht aufgestellt.
Doch mit 50 Millionen Franken alleine kommen Forschende bei der Medikamentenentwicklung nicht weit. Ein Medikament zu entwickeln koste ein Unternehmen rund eine Milliarde, sagt Marcel Sennhauser vom Pharma- und Chemieverband Scienceindustries. «Somit sind die vom Bund vorgesehenen 50 Millionen Franken als Anschubfinanzierung anzusehen. Insbesondere, da die Mittel auf mehrere Forschungsunternehmungen verteilt werden sollen.»
Der unternehmerische Mut und der Wille der Forschenden sollte aus unserer Sicht im Vorfeld nicht eingeschränkt werden.
Grössere Pharmaunternehmen seien kaum die Zielgruppe dieser Förderung. Sie haben genug eigene Mittel. «Der Betrag ist für kleine, innovative Startups interessant, die ihre möglichen Forschungserfolge zu einem späteren Zeitpunkt in Zusammenarbeit mit grossen Unternehmen weiterentwickeln können.»
Bund stellt Bedingungen
Abschreckend wirken könnten hingegen die Bedingungen des Bundes: Er will für die Finanzierung Gegenleistungen, zum Beispiel ein Vorkaufsrecht. Für Sennhauser ein heikler Punkt, denn es bedeute bereits eine unternehmerische Einschränkung, noch bevor ein fertiges Medikament auf dem Tisch liege: «Der unternehmerische Mut und der Wille der Forschenden sollte aus unserer Sicht im Vorfeld nicht eingeschränkt werden.»
Zudem sei der Zeitplan sportlich: Gefördert werden Arzneimittel-Entwicklungen, die bis Ende des nächsten Jahres verfügbar sein könnten. Es bleibt also nur etwas mehr als ein Jahr Zeit. Welche Projekte gefördert werden, wird derzeit geprüft. Entscheiden und informieren will der Bund bis Ende Oktober.