Sie möchten sich gegen das Coronavirus impfen lassen, aber es wird ihnen medizinisch nicht empfohlen. Die Gründe sind vielfältig: Allergien, Autoimmunkrankheiten oder Schwangerschaften. Währenddessen lockert der Bundesrat die Massnahmen – für die Betroffenen eine unangenehme Situation, denn ihr Schutz sinkt mit jedem Lockerungsschritt. Wir haben mit drei Betroffenen gesprochen.
Barbara (41): «Meine Ärztin riet mir von der Impfung ab»
Einige Medikamente und medizinische Hilfsstoffe lösen bei mir allergische Reaktionen aus. Daher hat mir meine Ärztin empfohlen, auf die Impfung zu verzichten. Zu gross ist das Risiko einer Allergie oder unbekannter Kreuzallergien. Auch wenn mein Umfeld samt meiner älteren Kinder geimpft ist, muss ich mich gegen eine mögliche Infektion schützen.
Ich vermeide Menschenansammlungen, mache meine Familieneinkäufe nur noch online und nehme an Sitzungen vorzugsweise digital teil. Natürlich liegt ein Besuch in der Badi zu Randzeiten oder ein Besuch eines ausgewählten Restaurants im Aussenbereich drin, wenn ich mich sicher fühle.
Mit den zunehmenden Lockerungen wird mein Leben immer stärker eingeschränkt. Gerade mit Blick auf eine potenzielle vierte Welle.
Sorgen bereitet mir, dass meine Tochter das Virus aus dem Kindergarten mit nach Hause bringen könnte. Ich schaue, dass sie sich immer mit den gleichen Gspändli trifft. Die Ferienplanung gestaltet sich ebenfalls schwierig, da ich als Ungeimpfte anderen Vorgaben habe als der Rest meiner Familie. Ich würde mir von der Gesellschaft wünschen, dass sie mehr Verständnis für unsere Situation hat und uns nicht als Impfgegner oder Verschwörungstheoretiker abstempelt. Denn wenn ich könnte, würde ich mich sofort impfen lassen.
Eliane (41): «Leider hat die erste Impfdosis meine Autoimmunkrankheit getriggert»
Aufgrund einer Autoimmunkrankheit werde ich mit Immunsuppressiva therapiert und gehöre zur Risikogruppe. Nach mehr als einem Jahr konsequenter Durchsetzung der Massnahmen war die Impfung im Februar meine grosse Hoffnung. Leider hat die erste Impfdosis meine Autoimmunkrankheit getriggert und unter anderem zu einer Entzündung des Rückenmarks geführt. Die zweite Impfung wurde mir daher von den Fachpersonen abgeraten, das Risiko einer weiteren Reaktion ist zu gross.
Der Satz 'Alle werden mit Corona in Berührung kommen' macht mir Angst. Was heisst das für mich?
Ich freue mich für alle die Personen, welche nun von den Lockerungen profitieren können und sich diese auch verdient haben. Für mich bedeuten die Lockerungen jedoch einen geringeren Schutz. Ich muss immer mehr erklären, warum ich an Anlässen nicht teilnehmen möchte oder weshalb ich weiterhin eine Maske trage. Denn man sieht meine Krankheit und die damit verbundene Verletzlichkeit nicht. Viele denken, dass die Risikogruppe nun komplett geschützt sei, aber das stimmt so nicht. Ob und wie lange ich durch die erste Impfung geschützt bin, weiss ich nicht. Daher bleibt mein Alltag weiterhin eine konstante Risikoabwägung mit einem Minimum an sozialen Kontakten.
Manuela* (31): «Seit meiner Freistellung bin ich oft alleine»
Ich bin in der 14. Woche meiner Schwangerschaft und seit vier Wochen von meiner Arbeit im Gesundheitswesen freigestellt, da ich nicht geimpft bin. Zwar bin ich nun im zweiten Trimester angelangt, doch ich möchte mich während der Schwangerschaft nicht impfen lassen. Nicht dass ich gegen Impfungen bei Schwangeren bin, aber ich habe gelesen, dass dies vor allem bei exponierten Frauen empfohlen wird.
Durch meine Freistellung bin ich nicht mehr exponiert und gut geschützt. Wie lange mich mein Arbeitgeber jedoch ohne Impfung freigestellt lässt, weiss ich nicht.
Bis zur Geburt im Dezember stelle ich mich auf eine einsame Zeit ein. Die Arbeit fehlt mir, nun bin ich viel mit meinem Hund unterwegs. Hin und wieder treffe ich mich mit Freunden draussen an der warmen Sonne. Draussen fühle ich mich sicher, zudem ist ein Grossteil meines Umfelds geimpft. Ich hoffe, dass ich so lange wie möglich freigestellt bleibe.
*Name wurde auf Wunsch geändert.