Eine schwere Bunkertür versperrt den Eingang in den alten Armeestollen, den Medienleute heute erstmals betreten durften. Es ist dunkel und feucht. Am Boden liegen verrostete Munitionsreste, eingekreist von Absperrband.
Experte der Armasuisse warnt
Noch immer lauert im Inneren des Berges Gefahr. Reto Luginbühl, Experte für Explosivstoffe und Munitionsüberwachung bei Armasuisse, warnt: «Jederzeit könnten Steine auf ein Nest von Munition herunterfallen. Handelt es sich um grosse Brocken, müssten wir mit einer Auslösung rechnen. Die Reibung des Gesteins mit der Munition könnte dann eine Explosion auslösen.»
Die Bevölkerung von Mitholz im Berner Oberland wurde gestern direkt von Verteidigungsminister Guy Parmelin über die Risiken informiert. Im Dorf ist die Erinnerung an das schwere Explosionsunglück vom Dezember 1947 noch präsent, als neun Menschen starben und Dutzende von Häusern zerstört wurden.
Eine der grössten Explosionen ohne Kernkraft
-
Bild 1 von 7. Es war die Nacht vom 19. auf den 20. Dezember 1947: In der Gemeinde Kandergrund im Berner Oberland ereignete sich eine der grössten Explosionskatastrophen der Schweiz. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 2 von 7. In einem Munitionslager der Schweizer Armee kam es zu einer Reihe schwerer Explosionen. 3000 von 7000 Tonnen eingelagerter Munition explodierten oder verbrannten. Bildquelle: Schweizerisches Bundesarchiv .
-
Bild 3 von 7. Durch die Erschütterungen, stürzte eine Felswand ein und Teile des nahe gelegenen Dorfes Mitholz wurden zerstört. Bildquelle: Schweizerisches Bundesarchiv.
-
Bild 4 von 7. Neun Menschen starben, mehrere wurden verletzt. 200 Personen wurden obdachlos. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 5 von 7. Die Explosionen waren so gewaltig, dass auch in der Gemeinde Kandergrund 40 Häuser beschädigt wurden. Der Sachschaden wurde damals auf 100 Millionen Franken geschätzt. Bildquelle: Schweizerisches Bundesarchiv.
-
Bild 6 von 7. Aufräumen nach der Katastrophe: Auch die Bahnarbeiter mussten anpacken. Die Bahnstrecke war tagelang unterbrochen. Die Station Blausee-Mitholz der Lötschbergbahn war zerstört. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 7 von 7. Die Ursache des Unglücks wurde nicht geklärt. Vermutet wird, dass die Explosion durch eine chemische Reaktion in einem Zünder ausgelöst wurde, was dann zu einer Kettenreaktion führte. Bildquelle: Schweizerisches Bundesarchiv.
«Ich dachte nicht, auf einem Pulverfass zu sitzen»
Eine zugewanderte Zürcherin gibt sich fatalistisch. Sie hatte vor 13 Jahren hier ein Haus gekauft. «Wir dachten, wir würden in eine ruhige Gegend ziehen. Nun ist es halt so».
Gemeindepräsident Roman Lanz hat schlaflose Nächte hinter sich. «Ich kann nachempfinden, wenn die Bevölkerung beunruhigt ist.»
Nervös und verunsichert sei sie gewesen, sagt die Mitholzerin Doris Schmid. «Aber man muss es nehmen, wie es kommt. Und ich habe Vertrauen in die Behörden.»
Die 80-jährige Regina Trachsel hat die Explosion von 1947 noch als Kind erlebt. Damals habe sie die Gefahr nicht realisiert. Es habe gekracht wie an einem 1. August. Nun aber ist ihr mulmig zumute. «Ich bin erschrocken. Ich habe nicht gedacht, dass wir auf einem Pulverfass sitzen.» Derzeit lässt das Verteidigungsdepartement den Stollen untersuchen.