Die Suche nach ihm verlief dornenreich – mit Pannen und Indiskretionen. Die Vorgänger mussten oft mehr oder weniger unfreiwillig gehen. Der öffentliche Druck ist gross. Bundesanwalt: Warum tut sich Stefan Blättler, seit 15 Jahren Kommandant der Berner Kantonspolizei, das an?
Mit Respekt und Selbstvertrauen
Natürlich sei er sich der Erwartungen bewusst und habe grossen Respekt, antwortet er: «Zugleich empfinde ich es als Herausforderung, der ich mich gerne stelle. Ich denke, dass ich aufgrund meiner beruflichen Erfahrung und Führungserfahrung sowie der Tatsache, dass ich mich viel mit Strafverfahren und Strafrecht befasst habe, durchaus etwas einbringen kann.»
Ich denke, dass ich aufgrund meiner beruflichen Erfahrung durchaus etwas einbringen kann.
Mit 62 Jahren bringt Blättler die Erfahrung und möglicherweise auch die nötige Gelassenheit am Ende einer Karriere mit. Allerdings bleibt ihm nicht viel Zeit: Sechs Jahre, falls das Parlament das Pensionsalter des Bundesanwalts auf 68 erhöht. Als Übergangslösung sieht er sich aber nicht: «In den sechs Jahren lässt sich einiges bewegen und ich freue mich, allenfalls nötige Änderungen vorzunehmen.»
Noch keine näheren Angaben
Welche Änderungen konkret – darauf möchte Blättler noch nicht eingehen. Die Politik jedenfalls will die Bundesanwaltschaft reformieren. Diskutiert wird etwa, für welche Delikte sie zuständig sein soll. Oder ob die grosse Macht des Bundesanwalts auf mehrere Personen verteilt werden soll.
«In den sechs Jahren lässt sich einiges bewegen und ich freue mich, allenfalls nötige Veränderungen und Anpassungen vorzunehmen.
Von sich aus nennt Blättler heute nur ein Ziel: Die Bundesanwaltschaft habe die sehr wichtige Aufgabe, «dafür zu sorgen, dass das Ansehen unseres Landes auch im In- und Ausland gewahrt ist. Und dass Strafverfolgung so betrieben wird, dass deren Ansehen nicht darunter leidet.»
Diplomatisch
Stefan Blättler geht da nicht ins Detail. Aber klar ist: Der Fall Fifa war dem Ansehen der Bundesanwaltschaft sicher nicht zuträglich.
Aus Sicht von Blättler ist die öffentliche Wahrnehmung allerdings manchmal etwas schief: «Durch einzelne in der Öffentlichkeit thematisierte Fälle wurde vermutlich ein Licht auf die Bundesanwaltschaft geworfen, das vielleicht nur Einzelheiten ausgeleuchtet hat und das grosse Ganze vielleicht zu wenig dargestellt worden ist», sagt er.
Sturmerprobt
In einer Antwort wie dieser steckt die Routine eines Polizeikommandanten, der sich Druck gewohnt ist. An der Spitze der Berner Kantonspolizei steckte er viel Kritik weg: Diskussionen um die Reitschule, Polizeieinsätze, Rassismusvorwürfe.
Höchst korrekt sei er, vermittelnd, integer, etwas trocken auch, sagen Beobachter. Was ihn in grellem Kontrast zum charismatischen Amtsvorgänger Michael Lauber erscheinen lässt. Folgt also auf den smarten Kommunikator Lauber ein beflissener Staatsdiener?
Klare Ansage des Kommandanten
«Meine Aufgabe ist es nicht, im Fall einer Wahl die Behörde zu beleuchten, sondern dafür zu sorgen, dass die Bundesanwaltschaft ihre sehr wichtige Arbeit in einem guten Umfeld wahrnehmen kann», so Blättler.
Eine launige Homestory ist deshalb wohl nicht das erste, was man von ihm erwarten darf. Der Schleudersitz des Bundesanwalts steht bereit und Blättler ist optimistisch: «Das wird gut gehen. Ich habe da ein gutes Gefühl. Ängste zu haben oder schon Befürchtungen, wäre ja der schlechtmöglichste Ratgeber, den ich mir zulegen könnte.»
Das wird gut gehen. Ich habe da ein gutes Gefühl. Ängste zu haben, wäre ja der schlechtmöglichste Ratgeber.
Im Herbst ist die Wahl. Blättler ist der einzige Kandidat der Gerichtskommission. Sie entschied einstimmig für ihn, was ihn mit Freude und Ehre erfülle, betont er. Wenn Blättler bis 68 Bundesanwalt bliebe, wäre er der erste Bundesanwalt seit Langem, der im Amt pensioniert würde.