Gestern gab der national noch unbekannte Zuger Regierungsrat Martin Pfister seine erste Medienkonferenz als Bundesratskandidat. Er steigt gegen den bestens vernetzten und bekannten Bauernpräsident und Nationalrat Markus Ritter in den Ring. Hat Pfister überhaupt eine Chance?
Aussenseiter im Bundesrat
Ein Blick in die Vergangenheit von Bundesratswahlen zeigt: Vor allem Kandidierende, die zum Zeitpunkt der Wahl nicht im nationalen Parlament sitzen, haben es schwer in die Regierung gewählt zu werden. In den letzten 50 Jahren haben es von 36 Bundesratsmitgliedern nur sieben von ausserhalb in die nationale Exekutive geschafft. Wobei Beat Jans, René Felber und Otto Stich vorher schon einmal im Nationalrat gewesen waren.
Politologe Adrian Vatter analysiert gegenüber SRF: «Diese Kandidaten profitierten davon, dass sie bereits einmal im Parlament sassen. Sie profitierten aber auch davon, dass sie eher moderate Kandidaturen von der SP waren, die gegen linke Kandidaturen angetreten waren.»
Wenn der seltene Fall eintrat, dass jemand von ausserhalb des Parlaments in den Bundesrat gewählt wurde, dann war stets der Fall, dass...
- ... niemand aus dem nationalen Parlament auf dem Ticket stand. Das war bei René Felber, Ruth Metzler und Micheline Calmy-Rey der Fall.
- ... Frauen in die Bundesratswahlen involviert waren. Vatter: «Man hat den Eindruck, dass an Frauen besonders hohe Ansprüche gestellt worden sind, vor allem in den 1980er- und 1990er-Jahren. Dann hat man offenbar von Frauen auch Exekutiverfahrung verlangt und damit sind die Regierungsrätinnen ins Spiel gekommen. Ruth Metzler gegen Rita Roos oder Micheline Calmy-Rey gegen Ruth Lüthi.»
- ... man eine Kandidatur verhindern wollte. Es war somit eine Wahl gegen jemanden. So geschehen bei Ruth Dreifuss, Eveline Widmer-Schlumpf und Otto Stich. Vatter: «Das dritte Muster ist, dass man wirklich eine Kandidatur verhindern wollte, angefangen beispielsweise mit Lilian Uchtenhagen als kandidierende Frau. Da hat man Otto Stich als Alternative gewählt und das ging so weiter bis hin zur Eveline Widmer Schlumpf, um Christoph Blocher abzuwählen.»
Brisant: Keines der drei Muster trifft auf die Kandidatur von Martin Pfister zu. Demnach hätte der Aussenseiter aktuell also wenig Aussicht auf Erfolg. Allerdings: Steigert sich Pfister in den Anhörungen vor den Fraktionen, dann wachsen seine Chancen. Die Bundesratswahl vom 12. März bleibt spannend.