Das Bundeshaus ist hell erleuchtet um 6:40 Uhr. Die Bundeshauskuppel spiegelt sich in den Regenpfützen auf dem Bundesplatz. Noch deutet wenig auf einen wichtigen Tag in der Schweizer Politik hin – wenn nicht unzählige Übertragungswagen rund um das Bundeshaus stünden. Denn um 8 Uhr kommt die Vereinigte Bundesversammlung zusammen, um die Mitglieder des Bundesrates zu wählen.
Die «Ruhe vor dem Sturm»
Etwa 40 Minuten vor Beginn der Wahlen ist im Bundeshaus noch wenig los. Auch in der Wandelhalle ist es noch still. Nur ein paar Medienschaffende haben sich einen Arbeitsplatz reserviert.
Rund eine halbe Stunde vor Beginn der Wahlen kommt Bewegung ins Bundeshaus. Parlamentarierinnen und Parlamentarier treffen im Bundeshaus ein – darunter die beiden SP-Bundesratskandidaten Beat Jans und Jon Pult. Deren Ankunft löst einen ersten Medienansturm aus.
Um Punkt 8 Uhr eröffnet Nationalratspräsident Eric Nussbaumer die Sitzung. Journalistinnen und Journalisten scharen sich um die beiden Fernseher in der Wandelhalle, die das Geschehen im Nationalratssaal übertragen. Die letzten Ratsmitglieder machen ihre Zigaretten auf der Raucherterrasse aus und huschen durch die Wandelhalle in den Nationalratssaal.
Mit der Wiederwahl des amtsältesten Bundesrats Guy Parmelin beginnt die Wahlprozedur. Mit einem sehr guten Resultat von 215 von 246 Stimmen wird er wiedergewählt. Eine Journalistin in der Wandelhalle quittiert das Ergebnis mit einem «Wow»-Ausruf.
Drei Wahlgänge nötig
Nachdem alle Bundesrätinnen und -räte direkt im ersten Wahlgang gewählt wurden, wird als Letztes die Nachfolge vom Berset bestimmt. Das spürt man auch in der Wandelhalle: Die Hektik nimmt zu, auch die Raumtemperatur steigt langsam an.
Das Resultat des ersten Wahlgangs hinterlässt überraschte Gesichter in der Wandelhalle. Denn Daniel Jositsch erreicht nach Beat Jans die zweitmeisten Stimmen, gefolgt von Jon Pult. Journalistinnen schwärmen aus oder unterhalten sich eifrig über das Ergebnis.
Samira Marti, Co-Präsidentin der SP-Bundeshausfraktion, tritt ans Rednerpult. Sofort rennen alle Journalisten zurück zum Fernseher und hören, wie Marti die Ratsmitglieder auffordert, sich an das offizielle Ticket der Sozialdemokraten zu halten.
Trotzdem braucht es nach dem zweiten noch einen dritten Wahlgang. Die Spannung in der Wandelhalle hat mittlerweile ihren Höhepunkt erreicht. Journalisten telefonieren hinter vorgehaltener Hand, Journalistinnen machen sich fleissig Notizen.
Noch bevor das Resultat über den Bildschirm bekannt gegeben wird, ertönt deutlich hörbarer Jubel aus dem Nationalratssaal. Vereinzelt ertönt auch Applaus in der Wandelhalle. Beat Jans ist gewählt.
Vor der Vereinigten Bundesversammlung hält der frisch gewählte Bundesrat eine emotionale Rede. Diese kommt auch in der Wandelhalle an. «Das war eine schöne Rede», ist unter anderem zu hören.
Pult stellt sich Medien, Jans im Rampenlicht
Während ein neuer Bundeskanzler gewählt wird, bildet sich eine Traube von Medienschaffenden an einem Ausgang der Wandelhalle. Der geschlagene Jon Pult ist aus dem Saal gekommen und stellt sich den Medien.
Knapp eine Stunde später gibt er den letzten Journalisten Auskunft in der Wandelhalle – und verschwindet durchs Vorzimmer.
Und wie reagiert der neue Bundesrat? «Was für ein grosser Moment – ich bin gerührt», sagt Beat Jans vor den Medien. Was er im Bundeshaus bewirken kann, wird sich im neuen Jahr zeigen.